Paracetamol

Paracetamol – nicht so harmlos wie gedacht?

Ich  möchte wetten, dass Sie auch schon Paracetamol genommen haben, um Ihre Kopfschmerzen loszuwerden. Das haben wohl die meisten von uns. In Deutschland nehmen rund 3,8 Millionen Menschen regelmäßig Kopfschmerztabletten.

Paracetamol ist ein weit verbreitetes Schmerzmittel aus der Gruppe der Cyclooxygenasehemmstoffe (Nichtopioid-Analgetika) und wird bei leichten bis mäßig starken Schmerzen unterschiedlicher Ursache eingesetzt. Zudem wird es als Fieber senkendes Medikament (Antipyretikum) eingesetzt.

Handelsnamen sind unter anderem:

  • Paracetamol 500 Hexal ®
  • Ben-u-ron ® 500 mg von Novartis
  • Benuron ® Captin
  • Enelfa ®
  • Gelonida ®
  • Grippostad ® C
  • Neopyrin ® forte
  • Thomapyrin ® C Schmerztabletten

Die meisten Menschen schmeißen Schmerztabletten ein, als wären es Lutschbonbons. Der Kopf tut weh? Hier ist eine Pille. Im Rücken zieht’s? Da kann man was gegen einnehmen.

Frei verkäufliche Schmerztabletten haben ein gutes Image, gelten inzwischen fast schon als Lifestyle-Produkte und nicht mehr als Medikamente. Suggeriert doch die Werbung, dass diese Pillen generell fit machen – auch vorbeugend und in jeder erdenklichen Lebenslage. Sportler nehmen sie auch gerne mal prophylaktisch (vorbeugend).

Paracetamol wird von den meisten Menschen als harmlos eingestuft. Dies ist aber leider nicht der Fall. Selbst unter einer Dosierung von 2000 mg pro Tag, die noch völlig im therapeutischen Bereich liegt, berichten niedergelassene Ärzte über Leberschäden.

Für die USA wird laut ProPublica die Anzahl von Verletzungen und Todesfällen durch Paracetamol auf etwas über 110000 Fälle pro Jahr geschätzt (1).

 

Was aber macht Paracetamol so schädlich?

Überraschenderweise weiß man eigentlich nicht so genau, wie Paracetamol tatsächlich wirkt (2), aber man weiß, dass diese Substanz Glutathion verbraucht (3), ein Antioxidans, das für die Gesundheit des gesamten Körpers sehr wichtig ist. Unser Körper benötigt Antioxidantien, um oxidative Schäden und Entzündungen auszugleichen.

Wenn Sie also morgens eine Tablette Paracetamol mit Ihrem Antioxidantien-reichen Smoothie trinken, dann kann es passieren, dass Sie die positive Wirkung des Smoothies deutlich herabsetzen.

Man geht inzwischen davon aus, dass die Nebenwirkungen, die bei der Einnahme von Paracetamol auftreten können, vor allem dem Mangel an Glutathion zuzuschreiben sind.

Nebenwirkungen von Paracetamol

1. Leberschädigung

Bekannt ist, dass Paracetamol die Leber schädigt, und es bei Überdosierung zum Leberversagen kommen kann, dass im ungünstigsten Fall auch tödlich enden kann. Bei Erwachsenen tritt dieser Fall wahrscheinlich nur auf, wenn Paracetamol in suizidaler Absicht genommen wird. Bei Kindern sind die benötigten Dosen deutlich geringer, sodass es tatsächlich auch unbeabsichtigt zu einer Vergiftung kommen kann.

Da unser Körper aber ein verbundenes System ist, ist es nicht verwunderlich, dass Paracetamol auch noch andere unerwünschte Nebenwirkungen hat.

2. Erhöhtes Mortalitätsrisiko

Eine Studie, die 2013 in Annals of the Rheumatic Diseases erschienen ist (4), untersuchte welche Nebenwirkungen bei der Einnahme von Paracetamol auftraten. Sie fanden einen dosisabhängigen Zusammenhang mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko (Risiko zu Versterben). Während bei wiederholter Einnahme von Paracetamol in niedriger Dosierung die relative Sterberate nicht erhöht war, lag sie bei langanhaltendem Gebrauch hoher Dosen bei 1,63 (95%-Konfidenz-IntervalI: 1,58-1,68) – war damit also um 63% erhöht. Herz-Toxizität, gastro-intestinalen Blutungen (Blutungen im Magen-Darm-Trakt) und Nierenschäden (ja, auch bei Paracetamol!).

3. Störungen der Affektivität

Erschreckend ist auch, wie Paracetamol sich auf die Stimmung auswirkt. Nach der Einnahme von 1000 mg Paracetamol zeigten betroffene Personen eine deutliche Abnahme der Empathie (Mitgefühl) und abgeschwächte positive wie auch negative Gefühle (5). Nur damit Sie das richtig einordnen können: 1000 mg (2 Tabletten) ist die empfohlene Dosis bei Schmerzen. Die Tageshöchstdosis beträgt 4000 mg.

Gleich mit der ersten Dosis kommt es also zu Störungen der Emotionalität. Ich muss zugeben, für mich klingt das wie der Zombie-Effekt.

4. ADHS

Mehrere Studien sehen einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft und dem Auftreten eines ADHS (Aufmerksamkeit-Defizit-Hyperaktivität-Syndrom) bei den Kindern dieser Schwangeren (6, 7).  Dabei stieg das Risiko mit der Einnahme in späteren Trimestern.

Selbst eine Assoziation mit Autismus wird diskutiert, da Paracetamol einen neurotoxischen (nervenschädigenden) Effekt aufweist. Wohlgemerkt, aufgefallen ist ein Zusammenhang – keine Kausalität. Aber ganz ehrlich, wollen Sie dieses Risiko eingehen?

5. Blutdruckerhöhung

In einer prospektiven Studie wurde untersucht, ob Paracetamol bei Patienten mit Erkrankungen der Herzkranzgefäße den Blutdruck verändert (8). Die Probanden erhielten über zwei Wochen 3 x täglich 1000 mg Paracetamol. Es zeigte sich, dass sowohl der systolische als auch der diastolische Blutdruck signifikant anstiegen. Nach Meinung der Autoren, sollte die kardiovaskuläre Sicherheit des Analgetikums überprüft werden.

6. Erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko

Bei Einnahme von Paracetamol über längere Zeit oder in höherer Dosierung ist das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko deutlich erhöht wie eine Studie aufgezeigt hat (9).

 

Wie sieht es mit anderen Schmerzmitteln aus?

Da kommen wir dann zur Gruppe der Nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR). NSAR wirken schmerzstillend und entzündungshemmend. Sie hemmen ein körpereigenes Enzym, die so genannten Cyclooxygenasen, COX-1 und COX-2. Diese Enzyme sind an der Bildung des Schmerzstoffes Prostaglandin beteiligt. Durch die Hemmung der Cyclooxygenase, kurz COX genannt, werden also auch alle Prostaglandine in ihrer Funktion gehemmt. Prostaglandine wiederum sind hormonähnliche Substanzen (auch Gewebehormone genannt),die in verschiedenen Formen in fast allen Organen im menschlichen Körper vorkommen.

Handelsnamen dieser Medikamentengruppe sind unter anderem:

  • Ibuprofen®
  • Voltaren® (Diclofenac)
  • Indomet® (Indometacin)
  • Felden® (Piroxicam)
  • Celebrex® (Celecoxib).

Wenn Sie jetzt aber glauben, dass Sie mit denen dann vielleicht besser bedient sind, haben Sie sich getäuscht.

Frauen mit Kinderwunsch sollten lieber die Finger von diesen Medikamenten lassen. NSARs können den Eisprung verhindern, indem sie die Progesteronkonzentration beeinflussen. Dieser Effekt tritt schon nach einer 10-tägigen Einnahme von 100 mg Diclofenac auf (10). Bei nur 6,3 Prozent der Frauen unter Diclofenac konnten die Forscher per Ultraschall einen Eisprung nachweisen. Unter Naproxen ovulierten 25 Prozent und unter Etoricoxib 27,3 Prozent der Teilnehmerinnen im Vergleich zu 100 Prozent in der Kontrollgruppe. Tatsächlich wird diskutiert, ob Diclofenac als Verhütungsmittel eingesetzt werden könnte.

Zudem schädigen NSARs den Dünndarm (11) und können zu einem Leaky Gut (12) führen. Dieser wiederum wird mit Depressionen, ADHS und Allergien in Zusammenhang gebracht. Außerdem wird durch NSARs das Mikrobiom angegriffen (13). Das Mikrobiom besteht aus Billionen Lebewesen in unserem Darm (Bakterien, Viren, Pilze). Das Problem ist, dass Störungen in unserem Mikrobiom sich sehr negativ auf unsere Gesundheit auswirken können.

 

Und nun…?

Tja, was sollen Sie denn nun tun, wenn Sie Schmerzen haben? Die überraschende Antwort ist: Greifen Sie zu Kurkuma. Kurkuma oder Gelbwurz ist die Substanz, die Curry seine gelbe Farbe verleiht. Sie enthält als aktiven Wirkstoff Kurkumin, das eine starke antientzündliche und schmerzstillende Wirkung hat (14). Und als sehr willkommenen Nebeneffekt sorgt es auch noch dafür, dass eine kaputte Darmschleimhaut wieder aufgebaut wird (15).

Aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen sagen, dass Kurkumin genauso gut schmerzlindernd wirkt wie Ibuprofen oder Paracetamol, aber ohne diese hässlichen Nebenwirkungen.

Beim nächsten Kopfschmerz probieren Sie vielleicht einfach einmal einen TL Kurkuma mit etwas schwarzem Pfeffer (für eine bessere Resorption) in einem Glas Tee oder Milch.

 

(1) https://www.propublica.org/article/tylenol-mcneil-fda-behind-the-numbers

(2) http://cen.acs.org/articles/92/i29/Does-Acetaminophen-Work-Researchers-Still.html

(3) Dose-dependent pharmacokinetics of acetaminophen: Evidence of glutathione depletion in humans. http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1038/clpt.1987.50/abstract

(4) Paracetamol: not as safe as we thought? A systematic literature review of observational studies.  http://ard.bmj.com/content/75/3/552.short

(5) Over-the-Counter Relief From Pains and Pleasures Alike. http://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0956797615570366

(6) Acetaminophen Use During Pregnancy, Behavioral Problems, and Hyperkinetic Disorders http://jamanetwork.com/journals/jamapediatrics/fullarticle/1833486

(7) Antenatal acetaminophen use and attention-deficit/hyperactivity disorder.  http://jamanetwork.com/journals/jamapediatrics/article-abstract/1833483

(8) https://www.aerzteblatt.de/archiv/79493/Schmerzstillung-bei-Herzkranken-Paracetamol-erhoeht-den-Blutdruck

(9) Nonsteroidal antiinflammatory drugs, acetaminophen, and the risk of cardiovascular events.  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16534006

(10) https://www.sciencedaily.com/releases/2015/06/150611082124.htm

(11) Visible small-intestinal mucosal injury in chronic NSAID users. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15645405

(12) Intestinal permeability and inflammation in patients on NSAIDs. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1727292/

(13) Anti-inflammatory drug and gut bacteria have a dynamic interplay. https://www.sciencedaily.com/releases/2016/01/160104132151.htm

(14) Some Important Dietary Polyphenolic Compounds: An Anti-inflammatory and Immunoregulatory Perspective. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28183265

(15) Curcumin improves intestinal barrier function: Modulation of intracellular signaling and organization of tight junctions. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28249988