Vitamin-D Mangel

Ohne Vitamin-D ist alles blöd

Wir sind mitten im Winter, die Sonne steht tief, die Vitamin D Speicher der Menschen in Nordeuropa sind leer. Ist das schlimm? Nicht wenn man den Verlautbarungen offizieller Stellen Glauben schenkt.

Jahrelang wurde die Wichtigkeit eines adäquaten Vitamin D Spiegels heruntergespielt. Vitamin D kann ja schließlich vom Körper synthetisiert werden, man muss nur in die Sonne gehen. Problem: Die Menschen haben eine hysterische Angst vor der Sonne, denn UV-Strahlung verursacht doch Hautkrebs. Also Vollkörperschutz durch dick aufgetragene Sonnencreme mit mindestens LSF 30, besser 50. Die Risiken, die dieses Verhalten mit sich bringt, habe ich in einem anderen Artikel beschrieben.

Gut, dann kann man ja auch über die Nahrung Vitamin D aufnehmen. Könnte schwierig werden, wenn ich mir so die Ernährungsgewohnheiten der Masse ansehe. Zum Glück legt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) die Messlatte für eine ausreichende Vitamin D Versorgung ja sehr niedrig an (1). Inzwischen sollte es auch an dieser Stelle durchgedrungen sein, dass 20 ng/ml keine ausreichende Vitamin D Versorgung anzeigen. Abgesehen davon kommen viele Menschen nicht einmal auf diese sehr niedrig angesetzte Konzentration.

Normalerweise wird Vitamin D mit gesunden Knochen – und vielleicht noch mit gesunden Zähnen – in Verbindung gebracht. Es hat aber deutlich mehr Funktionen im Körper zu erfüllen, sowohl für die körperliche Gesundheit (inklusive Immunsystem) als auch für die geistige Gesundheit (und hier vor allem die Vorbeugung einer Demenz).

Vitamin D ist ein wichtiger Immunmodulator, der sowohl auf das angeborene wie auch auf das adaptive Immunsystem (Antikörper) eine Auswirkung hat. Ein Vitamin D Mangel hat weitreichende Folgen: Osteoporose, Autoimmunerkrankungen, Herz-Kreislauf-erkrankungen und Krebserkrankungen. Und auch für ein gesundes Nervensystem ist Vitamin D extrem wichtig.

Bei kritisch Kranken führt ein Vitamin D Mangel zu höheren Infektions- und Sterberaten und zu verlängerten Krankenhaus-aufenthalten. Und wenn wir uns COVID-19 betrachten, so zeigte sich, dass Patienten mit einem niedrigen Vitamin D Spiegel einen schwereren Verlauf hatten. Man hätte also unbedingt Vitamin D supplementieren sollen (2), stattdessen wurde – wie wir alle wissen – lieber eine ineffektive Gentherapie (unter dem falschen Label einer Impfung) mit schweren Nebenwirkungen unter die Menschen gebracht.

 

Vitamin D – mehr als gesunde Knochen

Im Magazin Cureus wurde eine Studie (3) veröffentlicht, in der die Autoren feststellen, dass eine komplizierte Beziehung zwischen dem Vitamin D Status und dem Outcome der Patienten auf einer chirurgischen Intensivstation bestand.

Die Autoren führen aus: „Vitamin D, das bekannt ist für seine multifaktorielle Rolle in der Immunmodulation, der Regulierung von Entzündungsreaktionen und der Aufrechterhaltung der Calciumhomöostase, erweist sich als ein entscheidender Faktor bei der Versorgung kritisch kranker Patienten. Unsere Untersuchung zeigt eine hohe Prävalenz des Vitamin-D Mangels auf der SICU (chirurgischen Intensivstation), die in erster Linie auf begrenzte Sonneneinstrahlung, Komorbiditäten und Medikamenteneinnahme zurückzuführen ist.

Wichtig ist, dass sich der Vitamin-D Status auf die Infektionsraten, die Sterblichkeit und die Dauer des Aufenthalts auf der Intensiv-station auswirkt, was ihn zu einem klinisch relevanten Faktor macht… Die Aussicht auf eine personalisierte Vitamin-D Supple-mentierungsstrategie ist vielversprechend für die Optimierung der Patientenversorgung.“

Die Studienautoren betonen, dass die entscheidende Rolle des Vitamin D im Erhalt der Gesundheit weit über seine klassische Rolle für die Knochengesundheit hinausgeht, wo es für die Regulation der Calcium-Phosphor Homöostase zuständig ist.

Neue Erkenntnisse legen nahe, dass Vitamin D einen weitaus größeren Einfluss auf verschiedene physiologische Prozesse hat. So ist es ein starker Immunmodulator, der das angeborene und erworbene Immunsystem beeinflusst.

Bei der angeborenen Immunantwort führt Vitamin D zu einer verstärkten Produktion antimikrobieller Peptide wie Cathelicidine und Defensine, die für die Infektabwehr unabdingbar sind. Die Antwort des erworbenen Immunsystems reguliert das Wachstum und die Differenzierung von T- und B-Zellen, zweier kritischer Komponenten des Immunsystems.

Durch die Modulation der Immunantwort hilft Vitamin D dem Körper dabei, sich gegen Krankheitserreger zu verteidigen und kann bei Autoimmunerkrankungen eine Rolle spielen, bei denen das Immunsystem fälschlicherweise körpereigene Gewebe angreift.

Ein Vitamin-D Mangel wird mit vielen Krankheiten in Zusammenhang gebracht – einschließlich Osteoporose, Autoimmunkrankheiten, Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs. Laut der Studie spielt Vitamin-D auch eine entscheidende Rolle für die Funktion des Nervensystems und wurde mit dem Auftreten von psychischen Störungen in Zusammenhang gebracht.

Des Weiteren ist Vitamin-D auch ein wichtiger Regulator des Zellwachstums und der Zelldifferenzierung und verhindert das Wachstum anormaler Zellen, die häufig mit Krebs in Zusammenhang stehen.

Vitamin D in der Intensivmedizin

Die Autoren haben die Auswirkungen eines Vitamin-D Mangels bei kritisch kranken Patienten untersucht. Dieser führt zu:

  • Höheren Infektionsraten inklusive Infektionen durch Krankenhauskeime
  • Einer möglicherweise erhöhten Sterberate von SICU Patienten
  • Einer längeren Krankenhausverweildauer.

Auf der anderen Seite führt ein ausreichender Vitamin-D Spiegel zu:

  • Niedrigeren Infektionsraten durch verbesserte Immunantwort (direkte Regulation des angeborenen und erworbenen Immun-systems und Verhinderung einer überschießenden Immunsystemaktivierung
  • Abmilderung übermäßiger Entzündungen (verbesserte Muskelfunktion und Bewegung und damit bessere Erholung und Rehabilitation des Patienten)
  • Unterstützung der Lungenfunktion (Vermeidung von Herz-Kreislaufproblemen und Komplikationen)
  • Verbesserte psychische Gesundheit (verbessertes Outcome und verminderte Mortalität)

Für ein verbessertes Endergebnis empfehlen die Autoren, dass SICU Patienten mit einem nachgewiesenen Vitamin-D Mangel individuell behandelt werden sollten. Dabei sollte Vitamin D3 (die aktive Form) verabreicht werden, nicht Vitamin D2 (inaktive, synthetische Form), da D3 den Serumspiegel deutlich schneller ansteigen lässt.

Die Autoren der Studie kommen zu dem Resultat: „Durch unsere Untersuchung der immunmodulatorischen Effekte des Vitamin D, seiner antientzündlichen Wirkungsweise und seiner Rolle in der Aufrechterhaltung der Calcium-Homöostase, ist es offensichtlich, dass Vitamin D ein kritischer Faktor im Hinblick auf die Erholung und den allgemeinen Gesundheitszustand von SICU Patienten ist.“

Vitamin-D und COVID-19 Sterblichkeit

In der Zeitschrift Nutrients erschien schon im November 2020 ein Artikel, der sich mit den Auswirkungen von Vitamin-D auf COVID-19 Erkrankungen auseinandersetzte (4). Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass aufgrund des Vitamin-D Status die Mortalitätsrate von COVID-19 Erkrankungen vorhergesagt werden kann.

Natürlich wurden sie für diese Behauptung angegriffen, denn es durfte ja nicht bekannt werden, dass so etwas Einfaches wie die Einnahme von Vitamin-D zur Behandlung des „tödlichsten Virus aller Zeiten“ eingesetzt werden könnte.

Neuere Studien kommen allerdings immer zu dem gleichen Ergebnis so wie eine chinesische Studie, die im September 2023 im Virology Journal erschien (5).

Untersucht wurden 399 COVID Patienten, die in der Zeit vom Dezember 2022 bis Februar 2023 im Krankenhaus waren. Die Patienten wurden aufgrund ihres Vitamin-D Levels bei Aufnahme in drei Gruppen unterteilt (normal: 30 ng/ml oder höher, ungenügend: 20 – 29 ng/ml und mangelhaft: weniger als 20 ng/ml).

Die Analyse der Daten zeigte, dass ein Vitamin-D Mangel mit schwereren Symptomen vergesellschaftet war, und Patienten mit einem Vitamin-D Spiegel unter 36,04 ng/ml eher verstarben.

Uups, sagte das BfR nicht, ein Vitamin-D Spiegel über 20 ng/ml wäre absolut ausreichend?

Die Sterberate wurde noch vorhersehbarer, wenn man nicht nur den Vitamin-D Spiegel betrachtete, sondern auch noch die Konzentration von Interleukin-5 (IL-5) und der eosinophilen Granulozyten (weiße Blutkörperchen) mit in die Betrachtung einbezog. Hier zeigte sich, dass Patienten mit Vitamin-D Spiegeln unter 36,04 ng/ml, IL-5 Spiegeln über 1,7 pg/ml und eosinophilen Granulozytenzahlen unter 0,015 das höchste Sterberisiko aufwiesen.

Und Sie haben es sicher schon bemerkt: 36,04 ng/ml Vitamin-D liegt im absolut normalen Bereich. Und was sagt uns das? Nun, dass der Normalbereich ganz dringend angehoben werden muss, denn nur weil die Mehrheit einen Vitamin-D Mangel aufweist, ist dieser noch lange nicht normal. Die meisten Vitamin-D Experten sehen 60 – 80 ng/ml als optimale Vitamin-D Konzentration an.

Vitamin-D und Demenz

Am 26. Dezember 2023 erschien eine Studie in JAMA Neurology, die die Risikofaktoren für eine Demenz im jüngeren Lebensalter untersucht (6).  Es handelt sich um eine Kohortenstudie mit 356.052 Teilnehmern, deren Basisdaten zwischen 2006 und 2010 gesammelt wurde. Eingeschlossen in die Studie wurden Teilnehmer unter 65 Jahren, die keine Demenz aufwiesen. Die Nachfolgeuntersuchung erfolgte in England und Schottland bis 31. März 2021 und in Wales bis 28. Februar 2018.

Natürlich gibt es nicht den einen Risikofaktor für eine Demenz wie schon Dale Bredesen in seinem Buch „The End of Alzheimer“ klargemacht hat. Und so konnten auch bei dieser Untersuchung 15 Faktoren gefunden werden, die in signifikantem Zusammenhang mit der Ausbildung einer Demenz in Zusammenhang standen:

  • niedriger Bildungsstand
  • niedriger Sozialstatus
  • Träger von zwei Apolipoprotein ε4 Allelen
  • kein Alkoholkonsum
  • Alkoholabhängigkeit
  • soziale Isolation
  • Vitamin-D Mangel
  • hohes C-reaktives Protein (Entzündungsmarker)
  • geringe Handgriffstärke (Stärke beim Zugriff mit den Händen)
  • Hörschwäche
  • Orthostatische Hypotension (Blutdruckabfall beim Aufstehen, der zu Schwindel führt)
  • Schlaganfall
  • Diabetes
  • Herzerkrankungen
  • Depression.

Wie man sieht, sind eine Reihe dieser Risikofaktoren vermeidbar – ein Vitamin-D Mangel gehört unbedingt dazu. Laut Deutscher Alzheimer Gesellschaft leben in Deutschland über 100.000 Menschen zwischen 45 und 64 Jahren mit einer Demenz (7), da sollte eine Risikoreduzierung doch wohl oberste Priorität haben.

Leider ist die Behandlung der Demenz mit teuren Medikamenten für die Pharmaindustrie viel zu lukrativ, als dass sie das Feld einem Mittel überlassen möchten, das wenige Cents pro Tag kostet.

 

(1) https://www.bfr.bund.de/cm/343/nahrungsergaenzungsmittel-mit-vitamin-d-sinnvoll-oder-ueberfluessig.pdf

(2) Does vitamin D supplementation reduce COVID-19 severity?: a systematic review    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35166850/

(3) https://www.cureus.com/articles/189566-the-sunlight-vitamin-d-connection-implications-for-patient-outcomes-in-the-surgical-intensive-care-unit#!/

(4) Evidence Regarding Vitamin D and Risk of COVID-19 and Its Severity   https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7692080/

(5) Vitamin D status in hospitalized COVID‑19 patients is associated with disease severity and IL-5 production  https://virologyj.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12985-023-02165-1

(6) Risk Factors for Young-Onset Dementia in the UK Biobank   https://jamanetwork.com/journals/jamaneurology/article-abstract/2813439

(7) https://www.deutsche-alzheimer.de/demenz-wissen/demenz-im-juengeren-lebensalter

Ein Gedanke zu „Ohne Vitamin-D ist alles blöd“

  1. Danke, passt exakt zur Diskussion mit der Dame in der Apotheke, die mir erklären wollte, dass die Sonne auch im Schatten für ausreichend Vitamin D sorgt…. von Wintersonnenwende nie gehört? Außerdem zitierte sie Studien…. und ich fragte glatt, was sie denn denkt, wer diese Studien bezahlt. Sie sollte lieber die Leute aufklären, was sie sich da spritzen lassen? Genau diese Apo macht nämlich nicht mal Tests für Vitaminspiegel, aber… egal!

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