Jeder hat den Begriff schon mal gehört, und die meisten wissen, dass Transfette wohl nicht so gesund sind. In Amerika sind sie inzwischen sogar verboten. Das wäre doch mal eine Maßnahme, die wir uns von den Amerikanern abgucken könnten!
Transfettsäuren entstehen in einem Prozess, den man partielle Hydrierung nennt. Dabei wird ein Wasserstoffatom in einer flüssigen ungesättigten Fettsäure (FS) an eine andere Stelle „verrückt“, sodass eine FS mit mindestens einer trans-konfigurierten Kohlenstoff-Doppelbindung entsteht. Durch die Einbringung von Wasserstoffatomen werden aus flüssigen Pflanzenölen gehärtete streichfähige Fette. Natürliche ungesättigte FS wie beispielsweise die Ölsäure (Oleinsäure) sind bei Raumtemperatur flüssig. Ihnen fehlen an der Stelle, wo die Kohlenstoffatome durch eine Doppelbindung verbunden sind zwei Wasserstoffatome. Die Wassermoleküle an der Doppelbindung befinden sich auf der gleichen Seite (also in cis-Konfiguration). Durch die partielle Hydrierung wird ein Wasserstoffatom auf die andere Seite der Doppelbindung verschoben, und es entsteht die trans-Konfiguration. Zur Bildung von Transfettsäuren kommt es übrigens auch, wenn man Pflanzenöle auf über 130° C erhitzt.
Ölsäure Elaidinsäure
cis-Fettsäure trans-Fettsäure
In der Lebensmittelindustrie wird dieser Vorgang gerne eingesetzt, um aus flüssigen ungesättigten FS Fettsäuren zu machen, die sich praktisch wie gesättigte FS verhalten, also bei Raumtemperatur fest sind (wie z.B. Butter oder Kokosöl). Die Fette, die durch dieses Verfahren hergestellt werden, sind nicht nur sehr billig sondern auch sehr viel länger haltbar als natürliche Fette.
Transfette kommen vor allem in teilgehärteten Pflanzenfetten (Backfett), mit ihnen hergestellten Lebensmitteln und frittierten Lebensmitteln vor (Pommes, Chips, Schmalzgebäck). Auch Backwaren enthalten häufig diese schädlichen Fette. Bei industriell gefertigten Lebensmitteln kann man relativ sicher davon ausgehen, dass die meisten Transfette enthalten. Die Hersteller müssen diese übrigens nur bei Lebensmitteln deklarieren, die der Diät-Verordnung unterliegen (z.B. Säuglings- und Diabetikernahrung), ansonsten ist die Deklaration freiwillig.
Unser Körper kann diese Transfette nicht verarbeiten, da sie keine Wasserstoffatome in cis-Kofiguration aufweisen, die für die Bindung in der Zellmembran benötigt werden. So bilden die Transfette eine klebrige Masse und lagern sich an Zellwände, Blutgefäße und Nerven an. Dadurch kommt es zu Fehlfunktionen auf zellulärer Ebene.
Welchen Schaden richten die Transfette nun im Einzelnen an?
- Sie wirken sich negativ auf den Cholesterinspiegel aus. Sie erhöhen das „schlechte“ LDL, die Triglyceride und das atherogene (Arteriosklerose auslösende) Lipoprotein (a) und senken das „gute“ HDL. Es wird empfohlen, nicht mehr als 1 % der täglichen Kalorien in Form von Transfetten aufzunehmen. Das entspricht bei 2000 kcal pro Tag einem Anteil von 2,2 g Transfetten. Wenn Sie viel Fast Food und industriell gefertigte Nahrung essen, kommen Sie da locker drüber. Ihr Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhöht sich dabei je nach aufgenommener Menge um das 2,5 – 10-fache.
- Transfette stören den Insulinrezeptor in der Zellmembran und führen zu Insulinresistenz. Laut der Nurses Health Study haben Menschen, die viel Fast Food essen, ein 40 % höheres Risiko, an Diabetes zu erkranken.
- Transfette führen verstärkt zur Ansammlung von Bauchfett, also gerade dem Fett, das als besonders gefährlich eingestuft wird (1). Dieses trifft vor allem bei Frauen zu.
- Transfette können das Krebsrisiko erhöhen – vor allem für Darmkrebs. Hier konnte in Untersuchungen gezeigt werden, dass Krebspatienten deutlich höhere Transfettwerte aufweisen (2). Die Fette verhindern, dass Enzyme des Körpers diesen gegen Krebszellen schützen können.
- In der Schwangerschaft können Transfettsäuren das ungeborene Kind schädigen. Sie gelangen über die Plazenta in den fetalen Kreislauf und führen zu vermindertem Geburtsgewicht und Motorikstörungen beim Baby. Auch der Gehalt an langkettigen ungesättigten Fettsäuren wie der Arachidonsäure wurde negativ beeinflusst. Ein ausreichender Arachidon-säurestatus wird als wichtig für das normale Wachstum und eine gesunde Entwicklung von Kindern eingeschätzt. Auch die Ausbildung bestimmter Gehirnfunktionen bei Säuglingen scheint abhängig vom Stoffwechsel der Arachidonsäure zu sein.
- Sie verursachen Chronische systemische Entzündungen. Die Entzündungsmarker Interleukin-6 und C-reaktives Protein (CRP) steigen unter dem Einfluss der Transfettsäuren an. Weiterhin blockieren Transfette die Produktion antiinflammatorischer langkettiger Omega-3-Fettsäuren und verstärken den oxidativen Stress in den Zellen.
- Forscher vom Deutschen Institut für Demenzprävention in Homburg fanden heraus, dass Transfettsäuren zu einer vermehrten Bildung von β-Amyloid führen und damit das Alzheimerrisiko erhöhen.
- Transfettsäuren können bei Frauen zur Unfruchtbarkeit, Fehlgeburten und Endometriose führen (3).
- Bei Männern kann die erhöhte Aufnahme von Transfetten zu verminderter Spermienkonzentration führen (4).
- Depression: Prof. Miguel Martinez-Gonzalez und Kollegen untersuchten in ihrer SUN-Studie die Essgewohnheiten von 20.000 Probanden. Sie fanden heraus, dass die Personen, die sich mehr im Sinne einer mediterranen Diät ernährten, also viele frische Zutaten, Obst und Gemüse aßen, psychisch stabiler war als die Gruppe, die eher zu Fast Food, Snacks und Süßigkeiten griff. Bei diesen Probanden gab es fünf Prozent Depressionsfälle, die auf den Genuss von Transfetten zurückzuführen waren (5).
- Transfette stören sowohl die B- als auch die T-Zellfunktion und führen dadurch zu einer geschwächten Inmunabwehr.
- Aufgrund der aufgezeigten negativen Effekte der Transfettsäuren überrascht es nicht, dass Untersuchungen gezeigt haben, dass der Konsum von Transfetten zu einem vorzeitigen Tod führt (6).
In Milch und Milchprodukten natürlich vorkommende Transfettsäuren sind übrigens gesundheitlich nicht bedenklich sondern wahrscheinlich im Gegenteil eher gesund. So wurde gezeigt, dass die von Wiederkäuern gebildete trans-Palmitoleinsäure das Auftreten eines Typ II Diabetes senken kann (7). In Metaanalysen wurde festgestellt, dass die natürlichen Transfette im Gegensatz zu den industriell gefertigten Transfetten das cardiovaskuläre Risiko nicht erhöhen (8)(9). In Tierversuchen konnte eine positive Wirkung nicht nur gegen Diabetes sondern auch gegen Krebs und Osteoporose nachgewiesen werden.
Im Endeffekt lässt sich festhalten, dass Sie dem Problem der Transfette nur beikommen, wenn Sie den Verzehr von industriell gefertigter Nahrung stark einschränken. Am besten bereiten Sie sich Ihre Nahrung selber zu, dann wissen Sie, was in Ihrem Körper landet. Ich würde auf jeden Fall davon Abstand nehmen, in Restaurants oder Imbissbuden frittierte Produkte zu essen.
(1)http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=1451
(2)http://www.sprechzimmer.ch/sprechzimmer/News/Gesundheit_allgemein/Transfettsaeuren_koennen_das_Risiko_fuer_Darmkrebs_erhoehen.php
(3)http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/50751
(4)http://www.springermedizin.at/artikel/31219-ein-loefferl-fuer-den-papa
(5)http://www.unav.edu/departamento/preventiva/sun
(6)https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9322581
(7)http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/44007
(8)https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4301193/
(9)http://jn.nutrition.org/content/140/1/18.abstract