Immunitätsausweis

Immunitätsausweis- ja, nein, vielleicht?

Immer wieder kommt die Frage auf, ob wir eigentlich einen COVID-19 Immunitätsausweis brauchen. Vor zwei Tagen hat nun der Deutsche Ethikrat seine Entscheidung zu dem Thema veröffentlicht und kommt zu dem Schluss, dass – jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt – die Einführung eines COVID-19 Immunitätsausweises nicht in Betracht gezogen werden sollte (1). Das ist zunächst mal eine gute Entscheidung, obwohl mich schon beunruhigt, dass die Hälfte der Ethikratsmitglieder eher ein „Jein“ von sich gegeben haben und die Einführung eines Immunitätsausweises für die Zukunft nicht gänzlich ausschließen wollen (vielleicht nach Einführung einer Impfung?).

Wozu wäre ein COVID-19 Immunitätsausweis gut?

Wenn man sich im Internet umsieht, dann stellt man fest, dass schon einige Firmen in den Startlöchern für einen digitalen Immunitätsausweis stehen. Bevorzugt wird dabei eine App-basierte Form, die mittels Gesichtserkennung arbeitet (2). Personen, die einen solchen Immunitätsausweis haben, könnten von Corona Maßnahmen ausgenommen werden und sich frei bewegen dürfen. Bei der allgemeinen Panikmache, die in diesem Land und weltweit weiterhin betrieben wird, klingt das eigentlich ganz gut. Man wäre dann bei einem Lockdown nicht mehr betroffen, weil man nachweisen kann, dass man immun gegen das Virus ist. Allerdings hat so ein Nachweis gravierende wissenschaftliche, praktische und rechtliche Auswirkungen.

Wer ist eigentlich immun?

Am 24. April 2020 trat die WHO mit einer ziemlich interessanten Aussage an die Öffentlichkeit (3):

Zur Zeit gibt es keinen Beweis dafür, dass Menschen, die eine COVID-19 Erkrankung überstanden und Antikörper gegen diese Krankheit entwickelt haben, gegen eine zweite Infektion geschützt sind. An diesem Punkt der Pandemie gibt es nicht genug Beweise zur Effektivität einer Antikörper-vermittelten Immunität, um zu garantieren, dass ein „Immunitätsausweis“ akkurat wäre.

Immerhin gehen sie aber davon aus, dass irgendeine Art von Immunität vorhanden sein wird. Nur über die Ausprägung muss man sich noch klar werden. Wie viele Antikörper dürfen es denn für eine ausreichende Immunität sein?

Das ist jetzt wirklich einen Lacher wert, denn wenn man diesen Ausführungen folgt, dann können wir eine Impfung eigentlich sofort vergessen. Oder glaubt hier ernsthaft jemand, dass unser Körper in Antwort auf eine Impfung eine bessere Immunantwort zustande bringt als nach Kontakt mit einem Wildvirus? Auch wenn ich hier jetzt spoiler, aber das Gegenteil ist der Fall. Wir sehen immer wieder, dass Impfungen in Bezug auf Immunität bei weitem nicht so effektiv sind, wie eine normal durchgemachte Erkrankung (Masern – lebenslange Immunität, nach Masernimpfung – ???).

Es steht noch immer die Forderung im Raum, Daten von ausreichend repräsentativen serologischen Studien zu untersuchen, um erst einmal festzustellen, welcher Bevölkerugsanteil eigentlich mit Sars-CoV-2 infiziert ist/war. Inzwischen ist ziemlich klar, dass dies große Teile der Bevölkerung sind (4). Einige Experten sprechen tatsächlich schon von einer Herdenimmunität. Und diese Tatsache macht die weiterhin durchgeführten Corona Maßnahmen ziemlich unsinnig.

Wie aussagekräftig sind PCR und Antikörper-Tests?

Uns wird gerade erzählt, dass wir eine zweite Corona Welle haben. Belegt wird dies mit steigenden „Infektionszahlen“ im PCR Test. Ich habe schon ausgiebig darüber geschrieben, warum das völliger Blödsinn ist. Um zu entscheiden, ob wir vermehrt Infektionen haben, muss man sich die Krankenhauseinweisungen und Todesfälle durch COVID-19 ansehen. Und siehe da, da ist nichts. Übrigens auch in den ganzen anderen inzwischen wieder als Risikogebiete deklarierten Regionen der Welt. Ein PCR Test, der niemals für die Diagnose einer Infektion zugelassen war, macht es möglich. Und alle haben Angst.

Auch der Antikörpertest ist in seiner Aussagekraft eher mit Vorsicht zu genießen. Inzwischen weiß man, dass die Antikörper (AK) nach einer überstandenen Infektion schnell wieder abfallen. Anscheinend hält unser Körper dieses Virus für relativ unbedeutend. Bei Menschen mit wenigen oder keinen Symptomen, fällt die AK Antwort sowieso eher mäßig aus. Warum? Nun, unser Körper kann mit Corona Viren umgehen. Die kennt er nämlich schon lange. Und auch dieses ach so neuartige Corona Virus aus Wuhan ist da keine Ausnahme. Und so sollte es uns nicht wundern, dass wir eine gewisse Kreuzimmunität gegen Sars-CoV-2 haben (5).

Diese Kreuzimmunität läuft aber nicht über AK, sodass ein AK-Test auf Immunität in diesem Fall wenig Sinn ergibt. Vielmehr hängt diese Immunität vom zweiten Arm unseres Immunsystems ab, und das ist die zelluläre Immunität durch Makrophagen und T-Lymphozyten. Ach ja, die wurden in letzter Zeit häufiger erwähnt (6).

Was ich damit sagen will ist Folgendes: Die zum Immunitätsnachweis herangezogenen Tests sind alles andere als 100 Prozent richtig. Ein wichtiger Teil der Immunantwort wird nicht einmal gemessen, trägt aber wesentlich zur Immunität bei. Was soll ich also von einem COVID-19 Immunitätsausweis halten, der sich auf solche fehlerhaften Tests gründet?

Die zwei Klassen Gesellschaft

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass ein Immunitätsnachweis künstliche Einschränkungen nach sich ziehen würde. Würde er doch darüber bestimmen, wer in welchem Maße am öffentlichen Leben teilnehmen darf. Eventuell würden einzelne Personen sogar auf die Idee kommen, sich extra zu infizieren, um in den Besitz des Ausweises zu gelangen, weil sie es sich zum Beispiel nicht leisten können, nicht zu arbeiten.

Man muss sich auch Gedanken darüber machen, inwieweit diese Ausweise zu Korruption und Bevorzugung bestimmter Menschengruppen beitragen könnten. Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, dass bereits existierende sozioökonomische und ethnische Ungleichheiten sich in der Zuteilung der Ausweise zeigen könnten (es gibt da einige Länder, für die ich mir das sehr gut vorstellen kann).

Die Ausstellung eines Immunitätsausweises würde ja auch davon abhängen, dass man einen AK Test überhaupt machen kann (egal wie aussagekräftig der dann letztendlich ist), wer als Erster in der Schlange steht, und wie es mit den Kosten für den Verwaltungsaufwand aussieht. Wenn man sich nur ansieht, wie ungleich verschiedene Völker von den Corona Maßnahmen betroffen sind (zum Beispiel Hungersnöte in Afrika und Indien), dann braucht man nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, dass dieses Ungleichgewicht durch einen Immunitätsausweis noch weiter verstärkt wird.

Man sollte auch der Frage nachgehen, inwiefern Immunitätsausweise zu einer Diskriminierung bestimmter Bevölkerungsgruppen beitragen könnten. Immerhin haben wir in Deutschland Gesetze, die gerade solch eine Diskriminierung verhindern sollen. Gesetze zur Verhinderung von Diskriminierung aufgrund des Immunstatus sind nicht mit einem Prozess vereinbar, der ausdrücklich darauf abzielt, die sozioökonomische Beteiligung gemäß dieses Status zu privilegieren.

Nach dem internationalen Menschenrechtsgesetz sind die Staaten verpflichtet, Diskriminierung zu verhindern und gleichzeitig Schritte zu unternehmen, um schrittweise die vollständige Verwirklichung der sozialen und wirtschaftlichen Rechte zu erreichen (7).

Immunitätsausweise würden dieses Recht aushebeln und im Gegensatz dazu gerade dazu führen, dass eine Diskriminierung festgeschrieben wird.

Wir sehen jetzt schon, dass einige Reiseländer als Bedingung dafür, dass sie Menschen überhaupt ins Land lassen, einen negativen COVID-19 Test verlangen (Deutschland gehört übrigens auch dazu) (8).

 

Wie passt die Impfung ins Bild?

Wirklich interessant wird dieser Immunitätsausweis ja erst dann, wenn man ihn sich zusammen mit einer COVID-19 Impfung ansieht. Ist es vielleicht in Planung, diesen Ausweis an Geimpfte herauszugeben, da sie ja dann durch die Impfung immunsiert sind? Sehen Sie, da würde er nämlich – jedenfalls nach Meinung der Regierungen – total viel Sinn ergeben. Und bekommen wir dadurch dann die Zwangsimpfung durch die Hintertür? Was machen Sie, wenn Sie nur noch als Geimpfter mit Immunitätsausweis ins Fußballstadion dürfen, zu Konzerten, ins Flugzeug?

Wenn Sie sich die öffentliche Diskussion ansehen, dann sind diese Überlegungen alles andere als abwegig. Diese Diskussion thematisiert nämlich weder die Fehlerraten der Testung, noch die Rolle der zellulären Immunantwort. Stattdessen wird den Leuten eingehämmert, dass die Impfung alternativlos ist, um eine Immunität gegen COVID-19 zu erlangen.

Da frage ich mich doch, wo sind die Impfstoffe gegen SARS und MERS, beides Corona Viren, die vor einigen Jahren kurz ihr Unwesen trieben, um dann für immer zu verschwinden. Ein Szenario, das laut Aussage ernstzunehmender Experten wohl auch auf Sars-CoV-2 zutreffen wird. Impfstoffe gegen andere Corona Viren, die Menschen infizieren können, gibt es nicht. Warum nicht? Nun, weil man festgestellt hat, dass sie sehr unschöne Nebenwirkungen entwickeln können – zum Beispiel eine grotesk verstärkte Immunantwort, die wenn es richtig blöd läuft zum Tode führt.

Wie gesagt, bisher sieht die Ethikkommission keine Veranlassung für das Ausstellen von Immunitätsausweisen. Hoffen wir, dass es so bleibt. Unsere Gesellschaft ist schon gespalten genug.

 

 

(1) Deutscher Ethikrat zur Diskussion über einen Corona Immunitätsausweis   https://www.youtube.com/watch?v=ENup4tEmfqc

(2) https://www.theguardian.com/politics/2020/may/03/coronavirus-health-passports-for-uk-possible-in-months

(3) https://www.who.int/publications/i/item/immunity-passports-in-the-context-of-covid-19

(4) https://science.apa.at/rubrik/medizin_und_biotech/Coronavirus_-_Experte_50_Prozent_Durchseuchungsrate_in_Balkan-Region/SCI_20200727_SCI39371351255682198

(5) https://www.nzz.ch/wissenschaft/ein-drittel-der-personen-hat-gedaechtnis-immunzellen-die-das-neue-virus-erkennen-ld.1570720?reduced=true

(6) https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/115217/T-Zellen-gegen-saisonale-Coronaviren-erkennen-auch-SARS-CoV-2

(7) Revision of the International Health Regulations   https://www.who.int/csr/ihr/WHA58-en.pdf

(8) https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus-infos-reisende/faq-tests-einreisende.

Ein Gedanke zu „Immunitätsausweis- ja, nein, vielleicht?“

  1. Aber, aber, der Herr Lauterbach, der inzwischen im TV wohnt, scheint mir, hat doch gerade gestern bei Markus Lanz wieder betont, dass niemand, der auf Corona positiv getestet worden ist, frei von Covid19 Viren sei, sprich: der Test ist das Heiligtum? Ich finde ja schon schön, dass sich Lanz inzwischen diverser verhält, also dem Herrn Lauterbach auch mal Feuer gibt. Wie die Gäste gestern neben ihm auch, bravo. Aber Minister Spahn spricht weiterhin von Herdenimmunität, gerade wieder in der Bundespressekonferenz. Was sagt mir das? Unsere Herren im Kabinett habe keine Ahnung davon, worüber sie täglich entscheiden…. Daher: super Artikel hier, ich habe mich schon gefragt, wie wir demnächst alle mit so einem in Plastik eingeschweissten Ausweis herumlaufen, wie im Skiurlaub, nur andere Hintergründe, gebrandmarkt, dass wir das Virus schon hatten – oder eben die Impfungen 🙁

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