Oil Pulling Ölziehen

10 Gründe, warum Ölziehen zu Ihrer täglichen Routine gehören sollte

Ölziehen – oder auf Neuhochdeutsch Oil Pulling ist eine alte Therapie, die ihren Ursprung in Indien und Russland hat.

In der ayurvedischen Heilkunde wird das Ölziehen schon seit tausenden von Jahren bei vielerlei Beschwerden und Symptomen angewendet. In der ältesten ayurvedischen Schrift, der Charaka Samhita, wird schon das Ölziehen unter der Bezeichnung Kavala Gandoosha oder Kavala Graha beschrieben.

Es wurde als altes indisches Volksheilmittel genutzt, um Karies, Mundgeruch und Zahnfleischbluten vorzubeugen und die Zähne und das Zahnfleisch zu stärken (1). Die Heilsamen Eigenschaften, die dem Ölziehen zugesprochen werden, gehen aber weit über die Mundhygiene hinaus und erstrecken sich auf Beschwerden wie:

  • Bronchitis und grippale Infekte
  • Magengeschwüre und Magenschleimhautentzündungen
  • Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts
  • Erkrankungen des Herzens
  • Erkrankungen des Blutes
  • Erkrankungen der Nieren und der Leber
  • Thrombose
  • Chronische Schlaflosigkeit
  • Ekzeme, Akne, Schuppenflechte, Neurodermitis
  • Prämenstruelles Syndrom

Wie wird Ölziehen praktiziert?

Jeden Morgen gleich nach dem Aufstehen sollten Sie das Ölziehen durchführen. Es ist ganz einfach. Sie nehmen einen Esslöffel Bio-Kokkosöl (Bio-Sesam- oder Sonnenblumenöl gehen auch) und spülen damit mindestens 10 aber besser 20 Minuten Ihren Mund aus. Halten Sie das Öl in Ihrem Mund in Bewegung. Spülen Sie es schlürfend und saugend durch Ihre Zähne.

Sie können zwischendurch eine Pause einlegen und das Öl einfach einwirken lassen. Dies ist besonders für Anfänger im Ölziehen eine gute Idee, da es sonst zu einem Muskelkater kommen kann.

Bitte das Öl auf gar keinen Fall runterschlucken, da es voller Bakterien und Toxine ist (und die wollen Sie ja gerade loswerden). Spucken Sie das Öl nicht ins Waschbecken oder die Toilette. Da Kokosöl bei Temperaturen unter 25° C fest wird, könnte es die Rohre verstopfen. Also am Besten ab in den Mülleimer. Danach den Mund einfach mehrmals gut mit Wasser ausspülen und fertig.

Um einen frischen Geschmack im Mund zu bekommen und für gesteigerte antibakterielle Wirkung, können Sie das Öl auch mit 1 – 2 Tropfen eines ätherischen Öls versetzen (z. B. Pfefferminz oder Zitrone).

Warum Kokosöl das beste Öl zum Ölziehen ist

Sollten Sie einen Blick in die Studien werfen, die ich zitiere, so werden Sie feststellen, dass häufig Sesamöl getestet wurde. Tatsächlich ist geröstetes Sesamöl das Öl, das traditionell in der ayurvedischen Medizin eingesetzt wird.

Meiner Meinung nach hat Kokosöl gegenüber Sesamöl folgende Vorteile:

  • Kokosöl enthält weniger entzündliche Omega-6 Fettsäuren als Sesamöl. Es handelt sich hierbei um die Linolsäure, die aber nur in geringer Menge vorhanden ist.
  • Kokosöl hat antibakterielle und antivirale Eigenschaften, das bedeutet es tötet unliebsame Eindringlinge
  • Kokosöl zerstört Candida, den Erreger von Mund-Soor
  • Kokosöl hat einen wesentlich besseren Geschmack als Sesamöl (was ich bei 20 Minuten Spülung nicht unwichtig finde).

 

Gesundheitliche Vorteile

1. Mundgesundheit

Bakterien sind die Hauptursache von Mundgeruch und Zahnkaries. Die Bakterienmembranen sind fettlöslich und werden durch die mechanische Belastung des Saugens und Pressens beim Ölziehen abgebaut. Studien zeigen, dass Ölziehen die Verseifung oder den Abbau von Bakterienmembranen verbessert (2).

Die Anwendung von Kokosöl ist besonders vorteilhaft, weil dieses aus mittelkettigen Triglyceriden besteht und die Vermehrung des Bakteriums Streptococcus mutans aufhalten kann. Dieses Bakterium ist der Hauptverursacher von Karies (3).

Kokosöl schützt auch vor Pilzinfektionen im Mund, die als Soor bezeichnet werden (4). Diese Erkrankung tritt vor allem bei immungeschwächten Personen sowie bei stillenden Müttern und Babies auf.

In einer Studie aus dem Jahr 2011 wurde nachgewiesen, dass Ölziehen mit Sesamöl genauso effektiv ist wie eine Chlorhexidin Mundspülung (5).

2. Macht die Zähne weiß

Zahnbleaching ist ja groß im Trend, und ich bin der Meinung, wenn man auf die Chemie der Bleaching Strips verzichten kann, dann ist das eine tolle Sache. Durch Ölziehen werden Ihre Zähne ebenso weiß, aber ganz ohne Nebenwirkungen.

3. Verhindert Zahnfleischentzündungen

Die Gingivitis oder Zahnfleischentzündung ist eine häufige Form der Zahnfleischerkrankung, die zu einer Irritation, Rötung und Entzündung des Zahnfleisches führt.

In einer Studie wurde gezeigt, dass Ölziehen genauso effektiv Zahnplaques verhindern kann wie ein herkömmliches Mundwasser (6). Diese Zahnplaques führen zur Gingivitis. Nach 10 Tagen hatten die Probanden sowohl weniger Plaque als auch Zahnfleischentzündungen. Auch die Anzahl von Microorganismen im Mund war reduziert.

4. Unterstützt Ihr Immunsystem

Wenn Sie Ihren Mund minutenlang mit Öl spülen, reinigen Sie die Zahnzwischenräume, Zahnfleischtaschen, die Zunge und die Oberfläche der Zähne von Bakterien. Wenn Sie die Bakterien ausspucken, sind sie nicht mehr in der Lage, bis in Ihren Darm vorzudringen, wo sich 80 % Ihres Immunsystems befinden. Das bedeutet, dass Ihr Immunsystem sich anderen Aufgaben zuwenden kann.

Zudem wird durch die Kau- und Saugbewegungen beim Ölziehen das komplexe periphere Lymphsystem im Kopfbereich angeregt. Das Lymph-System hat eine große Bedeutung für das Immunsystem und bei der Reinigung der Zellen und des Bindegewebes. Das Kauen und Saugen regt Muskelpartien im Schädelbereich an, die sonst nicht so gefordert werden. Das sind die Muskeln an den Schläfen, im Augenbereich, den Ohren und am Hals.

5. Steigert die Energie

Wenn unser Immunsystem die Giftstoffe aus unserem Körper befördern muss, kostet das viel Energie. Werden die schädlichen Stoffe sofort durch Ölziehen entfernt, so muss unser Körper nicht mehr so viel Arbeit aufwenden, um gut zu funktionieren. Wir fühlen uns dadurch sehr viel besser. Diesen Effekt werden Sie schon nach 1 – 2 Wochen bemerken.

6. Entgiftet den Körper

Ölziehen regt die Speicheldrüsen an, und fördert so die Ausscheidung von schädlichen und toxischen Stoffen aus dem Organismus. Der Blutfluss in den Drüsen erhöht sich durch das Ölziehen um das drei- bis vierfache, und bewirkt so eine bessere Durchblutung des Gewebes im Mundraum, was wiederum zu einer besseren Schlackenausscheidung führt. Der Körper befreit sich von den Giften und Säuren über das Ölziehen.

Wenn Sie Öl so lange im Mund bewegen, regt das die Tätigkeit der Speicheldrüsen an. Und Speichel enthält Eiweißkörper, die für die Abwehr von Krankheitserregern wichtig sind: zum Beispiel Lysozym, das Bakterienhüllen auflöst, oder das Immunglobulin A, das sich an Krankheitskeime aller Art heftet, mit denen der Mensch schon einmal Bekanntschaft gemacht hat.

(Prof. Jürgen Ußmüller, leitender HNO-Arzt am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf)

7. Vermindert Kopfschmerzen

Wenn der Körper durch Gifte gestresst wird, kommt es zu Kopfschmerzen und Migräne. So will uns die Natur darauf aufmerksam machen, dass wir Zeit brauchen, um uns zu erholen. Tatsächlich können Kopfschmerzen vermieden werden, wenn Bakterien durch Ölziehen aus dem Körper entfernt werden.

8. Strahlende Haut

Sogar Ihre haut profitiert vom Ölziehen. Wenn Giftstoffe aus dem Körper entfernt werden, die ansonsten in den Blutstrom gelangen würden, bedeutet das für Ihre Haut, dass sie diese Gifte nicht selbst entfernen muss. Es wird gerne vergessen, aber unsere Haut Ausschlag und  ist wesentlich an der Entgiftung des Körpers beteiligt. Deshalb macht es auch keinen Sinn, Hautausschläge mit Cortison zu behandeln. Die Frage ist immer, worauf reagiert Ihre Haut (und das sind häufig Toxine). Hautprobleme vermindern sich häufig dramatisch oder verschwinden sogar ganz, wenn Sie täglich Ölziehen.

9. Eine gesündere Alternative zu Mundspülungen

Wenn Sie Ölziehen benötigen Sie wie oben ausgeführt kein Mundwasser mehr. Auch wenn diese Produkte dabei helfen können, Zahnfleisch-erkrankungen und Karies zu verhindern, wird eine Verbindung zwischen der Anwendung alkoholhaltiger Mundwasser und Krebserkrankungen im Mund diskutiert.

Im American Journal of Epidemiology erschien 2007 eine Studie, die die Benutzung von Mundwasser als Risikofaktor für das Auftreten von Kopf-, Nacken- und Speiseröhrenkrebs aufdeckte (7). Die Autoren erklärten, dass die Benutzung eines Mundwasser mit 30 % Alkohol zweimal pro Tag ein signifikanter Risikofaktor für das Auftreten dieser Krebserkrankungen darstellte.

Ich denke, wenn wir fragliche Produkte (Chlor ist immer noch ein Zellgift) durch natürliche Produkte ohne Nebenwirkungen ersetzen können, dann ist das selbstverständlich eine gute Sache. Ich selbst verzichte nicht nur auf Mundwasser jeglicher Art, sondern benutze auch DIY Zahnpasta (natürlich ohne Fluorid), um den Toxingehalt in meinen Körperpflegemitteln zu vermindern.

10. Gesunder Mund, gesundes Herz

So merkwürdig es auf den ersten Blick auch ist, aber gute Mundhygiene steht in Zusammenhang mit besserer Herzgesundheit.

Es gibt immer mehr Studien, die einen Zusammenhang zwischen schlechter Mundhygiene und Herzerkrankungen aufzeigen (8). Die Wissenschaftler glauben, dass die Entzündung, die von Zahnfleisch-erkrankungen ausgeht, der verbindende Faktor zwischen diesen beiden Erkrankungen sein könnte (9).

Zuletzt noch ein Tipp

Für die meisten Menschen wird es am Anfang ein komisches – vielleicht sogar unangenehmes – Gefühl sein, einen ganzen Esslöffel Öl im Mund zu bewegen. Fangen Sie also langsam an. Nehmen Sie zunächst nur einen Teelöffel und steigern Sie dann die Menge. Auch von der Zeit her sollten Sie sich nicht überfordern. Wenn Sie am Anfang die 20 Minuten nicht schaffen, dann fangen Sie mit 5 – 10 Minuten an. Wenn Sie während dieser Zeit duschen und Kaffee kochen sind die 20 Minuten schneller rum als Sie denken.

Und noch etwas. Ölziehen ersetzt nicht das Zähneputzen, sondern sollte immer zusätzlich durchgeführt werden.

 

(1) Tooth Brushing, oil pulling and tissue regeneration: A review of holistic approaches to oral health. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3131773/

(2) Mechanism of oil-pulling therapy – in vitro study. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21525674

(3) The Effect of Coconut Oil pulling on Streptococcus mutans Count in Saliva in Comparison with Chlorhexidine Mouthwash. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27084861

(4) In Vitro Killing of Candida albicans by Fatty Acids and Monoglycerides. http://aac.asm.org/content/45/11/3209

(5) Comparative efficacy of oil pulling and chlorhexidine on oral malodor: a randomized controlled trial. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25584309

(6) Effect of oil pulling on plaque induced gingivitis: a randomized, controlled, triple-blind study. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19336860

(7) Oral health and risk of squamous cell carcinoma of the head and neck and esophagus: results of two multicentric case-control studies. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1776169

(8) Oral health and coronary heart disease. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27846870

(9) GUM DISEASE AND HEART DISEASE. https://www.perio.org/consumer/heart_disease