Protonenpumpeninhibitor

Wie Protonenpumpen-inhibitoren Ihre Gesundheit ruinieren können

Es vergeht leider kein Tag im OP, ohne dass ich nicht mindestens einen Patienten treffe, der schon seit ewigen Zeiten Medikamente gegen Sodbrennen und Reflux einnimmt. Meistens handelt es sich dabei um einen sogenannte Protonenpumpeninhibitoren – abgekürzt PPIs. Wenn Sie sich jetzt fragen, welche das sind, es handelt sich um Medikamente wie Omeprazol, Pantoprazol und Nexium.

Diese Medikamente sind absolut nicht dafür gedacht, über längere Zeit eingenommen zu werden. Im Gegenteil. Bei ihrer Einführung wurde darauf hingewiesen, dass sie nur für maximal 6 Wochen und auch nur bei Vorliegen eines Magengeschwürs oder von Patienten mit einem Zollinger-Ellison Syndrom (ein Gastrin produzierender Tumor im Magen) genommen werden sollten. Und heute? Jeder, der unter Sodbrennen leidet – ganz egal welche Ursache dahinter steckt (und es ist häufig nicht ein Exzess an Magensäure) – schluckt die Tabletten als wenn sie Bonbons wären

Und das ist wirklich keine gute Idee!

Welche Aufgaben hat die Magensäure?

Bevor Sie Tabletten nehmen, die die Magensäureproduktion ziemlich lahmlegen, ist es vielleicht ganz gut, sich einmal klarzumachen, wozu Sie die Magensäure überhaupt brauchen.

Zerkleinerung von Nahrungsbestandteilen

Die Magensäure ist ein Verdauungssaft, der im Magen gebildet wird. Sie besteht aus Salzsäure (HCl), Kaliumchlorid und Natriumchlorid. Ihre Hauptaufgabe besteht in der Verdauung von Proteinen. Sie stimuliert die Ausschüttung von Verdauungsenzymen, die dann die langen Ketten der Proteine in ihre einzelnen Bausteine – die Aminosäuren – zerlegen.  Diese Ausschüttung spielt eine Schlüsselrolle in der Verdauung, bei der verschiedene Flüssigkeiten in unterschiedlichen Phasen hinzugefügt werden, um unsere Nahrung chemisch zu verändern.

An diesem Vorgang ist ein Enzym mit Namen H+/K+– ATPase beteiligt, das die Aktion eines Proteins in Gang setzt, das als Protonenpumpe arbeitet (und Salzsäure freisetzt). Diese Protonenpumpe befindet sich in den Belegzellen des Magens.

Neutralisierung von Krankheitserregern

Mit der Nahrung gelangen aber nicht nur Nährstoffe in den Körper, sondern auch  viele Krankheitserreger. Auch hier erfüllt die Magensäure eine wichtige Funktion.  Durch  den hohen Säuregehalt wirkt der Magensaft bakterizid, tötet also aufgenommene Bakterien ab, bevor sie im Körper großen Schaden anrichten können.

Wirkmechanismus der Protonenpumpeninhibitoren

PPIs unterdrücken die Sekretion der Magensäure, indem sie an die H+/K+-ATPase binden und diese irreversibel in ihrer Funktion als Protonenpumpe blockieren. Protonenpumpenhemmer senken die Salzsäureausschüttung um mehr als 90 Prozent!

Wie bitte?

Also auf den Punkt gebracht bedeutet das: Es gibt Substanzen in Ihrem Magen, die für eine normale Verdauung benötigt werden, und diese werden durch PPIs an ihrer Arbeit gehindert.

 

Welche Folgen hat die Langzeitanwendung von PPIs?

Da gibt es einige:

  • Vitamin B12 Mangel (die B12 Aufnahme erfolgt nur bei intakter Magenschleimhaut)
  • Eisenmangel (desgleichen)
  • weitere Nährstoffmangelzustände, inklusive Folsäure, Calcium , Magnesium und Zink
  • erhöhtes Risiko für Nahrungsmittelallergien, weil im Darm Nahrungsbestandteile ankommen, die im Magen nicht genug in ihre Einzelteile zerlegt wurden (dieses Problem tritt vor allem bei einem Leaky Gut auf)
  • Müdigkeit und fehlende Energie
  • Magen-Darm Infektionen (unter anderem Clostridium difficile) und Verdauungsprobleme (1).

Das sind nur die Probleme, die durch die gestörte Nährstoffaufnahme und die Anhebung des pH Wertes des Magens (durch die fehlende Salzsäure), auftreten.

Weitere Risiken, die mit der Langzeitanwendung von PPIs einhergehen, sind:

  • Nierenerkrankungen (2)
  • Demenz (2)
  • Herzinfarkt (2)
  • Osteoporose/Knochenbrüche (3)
  • vorzeitiger Tod (4).

Fazit:

Wie gesagt, PPIs waren ursprünglich nicht für längerfristige Therapien vorgesehen, und wie Sie gesehen haben, greifen sie ganz erheblich in einen der wichtigsten Prozesse unseres Körpers ein – der Verdauung unserer Nahrung.sod

Man ist also sicherlich gut beraten, die Indikation für die Anwendung eines Protonenpumpenhemmers gut zu überlegen. Bei älteren Menschen sind Sodbrennen und GERD (gastroösophagealer Reflux) meist nicht auf erhöhte Säurespiegel zurückzuführen, sondern ganz im Gegenteil sind die Säurespiegel sogar zu niedrig. Das führt dazu, dass der untere Schließmuskel der Speiseröhre (am Übergang zum Magen) aufgrund des zu hohen Magen pHs nicht richtig schließt, und es dann zum Zurückfließen des Magensafts in die Speiseröhre kommt.

Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass im Falle von Sodbrennen durch zu wenig Magensäure die Therapie mit einem Protonenpumpeninhibitor absolut daneben geht. Sie haben zwar keine Symptome mehr (weil jetzt überhaupt keine Säure mehr im Magen ist), aber fangen sich damit einen ganzen Sack neuer Probleme ein.

 

(1) Continuous Proton Pump Inhibitor Therapy and the Associated Risk of Recurrent Clostridium difficile Infection.  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25730198

(2) https://www.laboratoryequipment.com/news/2016/05/common-antacid-linked-accelerated-vascular-aging

(3) Proton pump inhibitors and osteoporosis.  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27224743

(4) Risk of death among users of Proton Pump Inhibitors: a longitudinal observational cohort study of United States veterans  http://bmjopen.bmj.com/content/7/6/e015735