Eine im Januar im Journal of Alzheimer’s Disease erschienene Studie des Department of Kinesiology der McMaster University in Kanada hat gerade aufgezeigt, dass Personen, die sich wenig bewegen, das gleiche Risiko für eine Alzheimer Erkrankung aufweisen wie Personen, die genetisch für diese Krankheit anfällig sind (1).
Zur Zeit gibt es weltweit ca. 47,5 Millionen Menschen, die an Demenz leiden. Im Jahr 2030 könnte diese Zahl bei 75,6 Millionen liegen. Die häufigste Demenzform ist die Alzheimer Demenz. Diese macht ungefähr 60 – 80 % der Fälle aus. In Deutschland sind etwa 1,7 Millionen Menschen betroffen.
Bewegungsmangel ist genauso schädlich wie das Alzheimer Gen
Laut Alzheimer Association ist das APOE4 Gen einer der größten identifizierbaren Risikofaktoren für die Alzheimer Erkrankung (2). Erwachsene, die eine Kopie dieses Gens haben, haben ein dreifach höheres Risiko an Alzheimer zu erkranken als Menschen, die dieses Gen nicht haben. Personen mit zwei Kopien dieses Gens haben ein 8 – 12-fach erhöhtes Risiko.
Die neue Studie zeigt nun, dass Gene aber nicht alles sind. Das Risiko für eine Demenzerkrankung ist für ältere Menschen, die sich nicht genug bewegen womöglich genauso hoch. Tatsächlich kann der Verzicht auf die Vorteile eines Bewegungsprogrammes dazu führen, dass die schützenden Effekte von gesunden Genen negiert werden.
In der Studie wurden 1646 ältere Menschen in Bezug auf die Entwicklung einer Demenz und ihren Grad an körperlicher Aktivität analysiert. Diese Probanden waren Teilnehmer in der kanadischen Studie zu Gesundheit und Älterwerden. Zu Studienbeginn wies kein Teilnehmer eine Demenz auf. Die Probanden wurden dann über 5 Jahre beobachtet.
Die meisten älteren Menschen sitzen 80 Prozent des Tages
Die Forscher fanden heraus, dass bei den Teilnehmern, die kein APOE4 Gen hatten, diejenigen eher eine Demenz entwickelten, die einen vorwiegend sitzenden Lebensstil hatten. Umgekehrt hatten diejenigen Teilnehmer, die das Gen nicht haben aber einen aktiven Lebensstil verfolgten, Vorteile durch die sportliche Betätigung, die ein vermindertes Risiko für eine Alzheimer Demenz einschlossen.
Bei den Teilnehmern mit einem APOE4 Gen gab es zwischen den Teilnehmern, die mehr Zeit sitzend verbrachten und denjenigen, die einer sportlichen Aktivität nachgingen, keine Unterschiede im Risiko an einer Demenz zu erkranken.
Das heißt für Senioren, dass sie sich ein Ziel von 150 Minuten moderater aerober Aktivität oder 75 Minuten einer anstrengenderen Aktivität pro Woche setzen sollten. Wie gesagt sieht die Realität so aus, dass 65 – 80 Prozent der über 60-Jährigen den Großteil des Tages sitzend verbringen. Laut eines Artikels im Journal of Aging and Physical Activity beträgt die Zeit, die ein älterer Mensch täglich sitzt, durchschnittlich 9,4 Stunden (3).
Nur 10 – 15 Minuten sportliche Aktivität pro Tag kann das Demenzrisiko senken
Die gute Nachricht ist, dass die Aufnahme einer sportlichen Aktivität im Bezug auf das Risiko für eine Demenzerkrankung für Individuen, die das APOE4 Gen nicht haben, Wunder wirken kann. Obwohl das Alter natürlich einen Risikofaktor darstellt, zählen Lebensstilfaktoren in großem Maße.
Barbara Fenesi, die Hauptautorin der Studie, stellt fest, dass weitere Studien benötigt werden um herauszufinden, welche Art von Training für die Hirngesundheit am vorteilhaftesten ist:
„Ein körperlich aktiver Lebensstil hilft dem Gehirn effektiver zu arbeiten. Wenn uns heute jedoch ein Arzt fragen würde, welche Art von sportlicher Betätigung er einem Patienten verschreiben soll, um sein Demenzrisiko zu senken, dann ist die ehrliche Antwort „Wir wissen es einfach nicht“.“
Bis diese Frage weiter untersucht wird, sollten Sie auf jeden Fall mit einem zügigen 15-minütigen Spaziergang pro Tag anfangen. Und wenn Sie mehr tun, umso besser!
(1) Physical Exercise Moderates the Relationship of Apolipoprotein E (APOE) Genotype and Dementia Risk: A Population-Based Study http://content.iospress.com/articles/journal-of-alzheimers-disease/jad160424
(2) http://www.laborundmore.com/archive/591229/APOE4-als-wichtigster-Risikofaktor-der-Alzheimererkrankung.html
(3) How Sedentary Are Older People? http://journals.humankinetics.com/doi/abs/10.1123/japa.2014-0164