Wie Luftverschmutzung Ihre Gesundheit kaputt macht

Wenn wir an häufige Todesursachen denken, dann fallen uns als erstes Erkrankungen wie Krebs, Herz-Kreislaufkrankheiten oder vielleicht auch Infektionen ein. Umweltverschmutzung verbinden da nur wenigen Menschen mit. Eine Gruppe von mehr als 40 Forschern hat nun die Auswirkung der Umweltverschmutzung auf Todesfälle untersucht und kommt zu dem Schluss, dass „Verschmutzung die Hauptursache von umweltbedingten Erkrankungen und Todesfällen darstellt“. Die Untersucher werteten Daten von 130 Ländern aus. Die Studie, die im Lancet veröffentlicht wurde, zeigt auf, dass im Jahr 2015 9 Millionen vorzeitige Todesfälle durch Umweltverschmutzung verursacht wurden (1). Das sind 16 Prozent aller Todesfälle weltweit – dreimal mehr als die Todesfälle durch AIDS, Tuberkulose und Malaria zusammen genommen und 15-mal mehr als die Todesfälle, die auf Kriege und andere gewaltsame Auseinandersetzungen zurückgeführt werden. Wie Luftverschmutzung Ihre Gesundheit kaputt macht weiterlesen

Wie das Sterben der Insekten unser Leben beeinflusst

InsektenErinnern Sie sich noch – wenn man früher mit dem Auto über Land gefahren ist, dann war die Windschutzscheibe hinterher voller Insekten. Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass das heute nicht mehr der Fall ist? Jetzt kann man sagen: „Super, dann braucht man hinterher die Scheibe nicht mehr zu putzen.“, aber so toll ist das eigentlich gar nicht. Tatsächlich handelt es sich bei diesem „Windschutzscheiben Phänomen“ – wie es von Entomologen genannt wird, um eine Warnung, dass unsere Umwelt in großer Gefahr ist. Die Insekten verschwinden direkt vor unseren Augen in einer Anzahl, die eigentlich jedem einen gehörigen Schreck einjagen sollte.

76 Prozent der Fluginsekten sind in den letzten 27 Jahren verschwunden

Abnahmen in der Anzahl von bestimmten Insektengruppen wie Bienen, Schmetterlingen und sogar Motten sind schon seit einiger Zeit beobachtet worden berichten Forscher einer Studie, die im Oktober in PLOS 1 veröffentlicht wurde (1).

In ihrer Studie untersuchten sie jedoch die gesamte Biomasse der Fluginsekten in Naturschutzgebieten in Deutschland über einen Zeitraum von 27 Jahren, um einen größeren Überblick zu erhalten. Sie benutzten Malaise Fallen – zeltähnliche Fallen, die zum Fangen von Fluginsekten eingesetzt werden – um die Insektenzahlen in den Jahren von 1989 – 2016 zu bestimmen.

Das erschreckende Ergebnis – über das Jahr bestand ein 76 prozentiger Rückgang, während in den Sommermonaten der Abfall sogar 82 % betrug. Der Rückgang bestand unabhängig vom Lebensraumtyp und konnte nicht nur durch eine Änderung der Wetterbedingungen, der Landnutzung oder unterschiedlicher Lebensraumcharakteristika erklärt werden. Die Untersucher kommen zu dem Schluss:

„Der Verlust der Insektenvielfalt wird erwartungsgemäß einen Kaskadeneffekt auf die Nahrungskette haben und Ökosystem Dienstleistungen gefährden… Dieser bisher unerkannte Verlust an Insektenbiomasse muss berücksichtigt werden, wenn Rückgänge in der Artenvielfalt bewertet werden, die auf Insekten als Nahrungsquelle angewiesen sind.“

Also sind saubere Windschutzscheiben absolut kein Grund zur Freude. Es wird angenommen, dass 80 Prozent der Wildpflanzen für ihre Befruchtung auf Insekten angewiesen sind und für 60 Prozent der Vögel bilden sie die Nahrungsgrundlage. Die „Ökosystem Dienstleistungen“ der Insekten erreichen allein in den USA eine Summe von 57 Milliarden Dollar. Es sollte also im allgemeinen Interesse liegen die Insektenvielfalt und -fülle zu bewahren.

Und es sind eben nicht nur die Bienen und Schmetterlinge, die verschwinden. Die Studienautoren beschreiben den Rückgang als „alarmierend“ vor allem deshalb, weil die Probensammlung in Naturschutzgebieten stattfand, die eigentlich ein funktionierendes Ökosystem und die Artenvielfalt bewahren sollen. Und doch waren fast alle (94 Prozent) der Naturschutzgebiete von landwirtschaftlichen Nutzflächen umgeben. Ein Umstand, der uns sicherlich einen Hinweis darauf gibt, warum die Insekten verschwinden.

Intensivierter Ackerbau könnte dafür verantwortlich sein, dass Insekten in alarmierenden Zahlen sterben

Die Untersucher versuchten Gründe für das massive Insektensterben zu finden. Es zeigte sich, dass Landschafts- und Klimaänderungen keine starke Korrelation zur Abnahme der Insektenbiomasse aufwiesen. Daraufhin kamen sie zu der Vermutung, dass andere umfangreiche Faktoren – wie zum Beispiel ein intensivierter Ackerbau – mit dazu beigetragen haben könnten.

„Intensivierter Ackerbau (d.h. Pestizideinsatz, ganzjährige Bodenbearbeitung, vermehrter Einsatz von Düngemitteln), den wir nicht in unserer Analyse berücksichtigen konnten, könnte ein plausibler Grund sein…. Ein Teil der Erklärung könnte daher sein, dass die Naturschutzgebiete durch die Ackerflächen beeinflusst werden , indem sie als Abflüsse oder ökologische Fallen dienen. Die intensivierte Landwirtschaft ist mit einer Abnahme in der Artenvielfalt von Pflanzen, Insekten, Vögeln und anderen Spezies in der heutigen Landschaft assoziiert.“

Die Studie war zwar nicht darauf angelegt herauszufinden, was den Rückgang bei den Insekten hervorruft, aber der zunehmende Einsatz von landwirtschaftlichen Chemikalien zählt sicherlich zu den Hauptverdächtigen.

So reduzierte sich zum Beispiel die Anzahl des Monarch Schmetterlings seit 1996 um 90 Prozent. Seit der Einsatz von Glyphosat stark angestiegen ist, gingen die Seidenpflanzen zurück, die die einzige Pflanze sind, auf der der Schmetterling seine Eier ablegt. 2013 wurde berechnet, dass im Vergleich zum Jahr 1999 nur noch 1 Prozent der gemeinen Seidenpflanze in Mais- und Sojafeldern vorkam. Diese Pflanze wird nämlich dummerweise durch Glyphosat abgetötet (2).

Neonicotinoid Pestizide werden für die Abnahme von Bienen, Schmetterlingen und Raubinsekten verantwortlich gemacht

Neonicotinoide, die bei intensiviertem Ackerbau großflächige Verwendung finden, werden schon seit längerem für den Tod von Bienen verantwortlich gemacht. Betroffen sind vor allem die kommerziell gezüchteten Bienen wie Honigbienen und Hummeln, aber auch Wildvölker könnten negativ beeinflusst werden (3).

Neonicotinoide sind die weltweist meistgebrauchten Insektizide. Sie befinden sich in allen Pflanzenteilen. Man geht davon aus, dass sie ein unakzeptables Risiko für Bienen darstellen. Die EU Kommission beratschlagt deshalb über ein Verbot dieser Stoffe (4).

Forscher der Universität Nevada untersuchten 67 Schmetterlingsarten an vier Orten über 20 Jahre (5). An allen untersuchten Orten waren Abnahmen der Schmetterlingszahlen deutlicher mit dem Einsatz von Neonicotinoiden verbunden als mit irgendwelchen anderen Faktoren.

Auch die Zahl der Raubinsekten ist rückläufig. Und auch diese spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem indem sie der Landwirtschaft Milliarden Dollar pro Jahr sparen, weil sie Ernteschädlinge ausmerzen (6).

Was passiert, wenn Honigbienen und andere Fluginsekten verschwinden?

Es ist extrem wichtig, dass wir Schritte unternehmen, um die Bienen, Schmetterlinge und andere Bestäuber zu schützen. Immerhin sind sie notwendig, um 80 Prozent der blühenden Pflanzen zu bestäuben. Das heißt umgerechnet, sie sorgen für etwa 1/3 unserer Nahrungsmittel (und wenn Sie viel Obst und Gemüse essen sogar noch mehr).

Zu den Pflanzen, die auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen sind, gehören unter anderem:

  • Äpfel
  • Karotten
  • Limetten, Zitronen
  • Zucchini
  • Gurken
  • Blumenkohl, Brokkoli
  • Zwiebeln
  • Auberginen
  • Mangos
  • Melonen
  • Grünkohl
  • Sellerie, Lauch.

Wollen Sie also nährstoffreiche Gemüse essen, dann sind Sie absolut auf Insekten angewiesen. Und wenn Sie gerne Lachs essen, so verdankt dieser sein Wachstum einer kleinen Fliege, die er frisst, wenn er jung ist. Unser ganzer Planet baut auf Pflanzen und Insekten auf. So einfach ist das. Und deshalb sollten wir langsam mal anfangen uns Gedanken zu machen.

Der Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft muss deutlich reduziert werden

Chemikalien werden großflächig angewendet, aber ihr Einsatz kann vermindert werden – ohne den Ertrag zu schmälern. Laut einer Untersuchung der amerikanischen Umweltbehörde (EPA) bringt der Einsatz von Neonicotinoiden auf Sojafeldern keinen signifikanten finanziellen oder Ertragsvorteil für die Bauern (7).  Es gibt andere Blattinsektizide, die Schädlinge genauso gut bekämpfen wie die Neonicotinoide, mit denen die Samen behandelt werden, und mit weniger Risiken.
Andere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass eine Reduzierung der Pestizide sogar dazu führen könnte, dass Ernteausfälle vermieden werden (8). Der Grund dafür ist, dass Neonicotinoide Insekten töten, die ansonsten die Fressfeinde der Pflanzen fressen würden. Wenn es also unter dem Einsatz von Pestiziden zum Befall kommt, so ist dieser häufig deutlich schwerer.
Noch besser, eine Studie zeigt auf, dass eine ökologisch-basierte Landwirtschaft, die Sojabohnen Blattläuse ohne Pestizide behandelt, den Farmern in vier US Staaten fast 240 Millionen Dollar  jährliche Verluste einsparen würde (9). Dummerweise ist es für Bauern aber schwierig, Samen zu kaufen, die nicht mit Neonicotinoiden behandelt wurden.
Soll der Einsatz von Pestiziden abgebaut werden, so ist eine integrierte Schädlingsbekämpfung (Integrative Pest Management = IPM) notwendig. 2015 zeigte eine Studie, dass IPM den Pestizideinsatz verringerte und gleichzeitig die Ernteerträge erhöhte (10). Einige der 24 untersuchten Staaten konnten auf den Einsatz von Pestiziden sogar komplett verzichten.

Aufbau von Grasland und der Konsum von Weidetieren sind essentiell für die Artenvielfalt und den Schutz der Insekten

Jeder weiß, dass die Rodung, die zum Verlust großer Teile des Regenwaldes führt, katastrophale Auswirkungen auf die Umwelt hat. Weniger bekannt ist, dass zum Beispiel die amerikanischen Prärien genauso artenreich und wichtig für das Ökosystem sind wie die Regenwälder – und sie sind genauso bedroht. Seit den frühen 1800-er Jahren, sehen wir einen Verlust von 79 Prozent der Präriefläche – in einigen Gegenden sogar 99,9 Prozent (11). Und wer hat sich auf dieser Fläche angesiedelt? Nun, vorwiegend handelt es sich um große Felder mit gentechnisch verändertem Soja und Mais, die immer auch mit entsprechend vielen Chemikalien behandelt werden (können sie ja schließlich ab). Ein Bericht des US Geographical Survey erklärt, warum das so tragisch ist (12):
„Grasländer gehören zu den biologisch produktivsten Gemeinschaften. Ihre hohe Produktivität beruht auf der hohen Speicherung von Nährstoffen, effizientem biologischen Recycling und einer Struktur, die aus einer Vielzahl von tierischen und pflanzlichen Lebensformen besteht…
Grasländer sind auch sehr wertvoll für Wasserscheiden und stellen Nahrungs- und Lebensgrundlage für viele Haus- und Wildtiere dar. Allerdings übertreffen die jetzigen Erosionen in Nordamerika die Kapazität der Prärieerde den Boden- und Nährstoffverlust auszugleichen, und stellen damit eine Bedrohung für einen Rohstoff dar, der unabdingbar für das Leben künftiger Generationen ist.“

Wahnsinn, dass der Spiegel schon vor 35 Jahren darauf hingewiesen hat, dass die amerikanischen Landwirte massiv dazu beitragen, dass fruchtbares Ackerland verödet (13) – und es ist nur noch schlimmer geworden. Im amerikanischen Mittelwesten werden im Wechsel GE Mais und Soja angebaut und in riesigen Mastbetrieben Fleisch erzeugt – mit katastrophalen Folgen für Mensch und Umwelt.

Diesen Teufelskreis durchbrechen wir nur, wenn der Konsument sich wieder Gedanken über die Herkunft seiner Nahrung macht. Lassen Sie die Massenware im Supermarkt. Schweinefleisch für 3,99 Euro das Kilo ist nicht gesund, genauso wenig wie die chemiebeladenen Gemüse, die Sie zu Schleuderpreisen hinterher geworfen bekommen. Gehen Sie auf den Markt und unterhalten Sie sich dort mit den Bauern. Finden Sie einen, der vielleicht nicht bio-zertifiziert ist, aber trotzdem nach ökologischen Maßstäben anbaut. Und dann unterstützen Sie ihn, damit wir auch weiterhin noch eine ökologische Landwirtschaft haben. Unternehmen wie Monsanto setzen gerade alles daran, uns diese Wahl zu nehmen. Wenn es nach ihnen ginge, würden wir uns unsere Umwelt im Labor heranziehen. Was für ein grausiger Gedanke!

 

 

(1)  More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas   http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0185809

(2) Monarchs in Peril. http://www.centerforfoodsafety.org/files/cfs-monarch-report_2-4-15_design_05341.pdf

(3) Impacts of neonicotinoid use on long-term population changes in wild bees in England.   https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27529661

(4) https://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Neonicotinoide-EU-Kommission-fuer-vollstaendiges-Verbot-8336514.html

(5) Increasing neonicotinoid use and the declining butterfly fauna of lowland California  http://rsbl.royalsocietypublishing.org/content/12/8/20160475

(6)  http://news.psu.edu/story/440914/2016/12/07/research/common-insecticides-are-riskier-thought-predatory-insect

(7) https://www.epa.gov/sites/production/files/2014-10/documents/benefits_of_neonicotinoid_seed_treatments_to_soybean_production_2.pdf

(8) http://civileats.com/2015/04/29/how-seed-and-pesticide-companies-push-farmers-to-use-bee-killing-insecticides/

(9) Increasing corn for biofuel production reduces
biocontrol services in agricultural landscapes http://www.pnas.org/content/105/51/20552.full.pdf?with-ds=yes

(10) Integrated Pest Management for Sustainable Intensification of Agriculture in Asia and Africa   http://www.mdpi.com/2075-4450/6/1/152

(11) https://undark.org/article/saving-americas-broken-prairie/

(12) U.S. Geological Survey, Status and Trends of the Nation’s Biological Resources, Volume 2    https://www.nwrc.usgs.gov/sandt/Grasslnd.pdf

(13) Akt der Dummheit  http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14347277.html

Schoko-Bananen Müsli mit Kokosmilch – das Paleo Frühstück

Heute ist Reformationstag – vielen Dank lieber Luther für den Feiertag. Wenn ich nicht arbeite darf die Frühstücksvorbereitung auch mal ein bisschen länger dauern. Verstehen Sie mich nicht falsch, das heißt nicht, dass ich mehr Zeit in der Küche verbringe. In diesesem Fall bedeutet es, dass die Leinsamen und Kokosraspel, die ich als Basis für das Müsli in die Kokosmilch gebe, länger einweichen können, sodass die Milch ein bisschen andickt. Ich habe mir die Zwischenzeit damit vertrieben, mit meinem Hund einen ausgedehnten Spaziergang zu machen. Schoko-Bananen Müsli mit Kokosmilch – das Paleo Frühstück weiterlesen

Das Autoimmun Paleo Protokoll, AIP – ein Schritt auf dem Weg zur Heilung

Leiden Sie an einer Autoimmunerkrankung? Dann sollten Sie auf jeden Fall versuchen, diese mit der richtigen Ernährung in den Griff zu bekommen. Das Ziel des AIP Protokolls ist es, den Körper praktisch zu resetten und die Entzündung abzustellen, die durch Nahrungsmittel aufrechterhalten wird, die Sie nicht vertragen. Außerdem sollen Sie dadurch lernen, wieder intuitiv zu essen, was bedeutet, dass Sie nach einer gewissen Zeit ganz von selbst Nahrungsmittel aussuchen werden, durch die Sie sich besser fühlen, und diejenigen vermeiden, die unerwünschte Symptome hervorrufen. Glauben Sie nicht? Sie werden sich wundern! Das Autoimmun Paleo Protokoll, AIP – ein Schritt auf dem Weg zur Heilung weiterlesen

Adaptogene können bei der Stressbewältigung helfen

Stress ist im 21. Jahrhundert etwas, wovon wir alle betroffen sind. Er ist ein Produkt unseres modernen Lebensstils, der uns sehr häufig in unserer Zeit einschränkt und dazu führt, dass die Menschen zu wenig schlafen, keine Zeit haben, gesunde Mahlzeiten zu kochen, Zeit für ihre Familie und auch sich selbst zu haben und dass viele Menschen einfach keine Energie mehr haben.

Wir messen Erfolg als Produktivität – und Produktivität hängt mit Schnelligkeit zusammen. Leider führt dieser wahnsinnig schnelle Lebensstil dazu, dass unsere Gesundheit mehr und mehr abbaut und es zur Entwicklung chronischer Krankheiten kommt.

Was ist Stress

Laut Duden hat Stress zwei Bedeutungen:

  1. erhöhte Beanspruchung, Belastung physischer oder psychischer Art
  2. (umgangssprachlich) Ärger.

Interessant ist, dass vor dem 15. Jahrhundert die Bezeichnung Stress eigentlich nur als akademischer Begriff angewandt wurde, um den Druck, der auf Gegenstände wirkt, zu bezeichnen. Erst im Verlauf der Zeit, wurde der Begriff auch für Widrigkeiten und Erschwernisse, die Menschen betrafen, eingesetzt. Und ab dem 19. Jahrhundert erfuhr er dann die Bedeutungsänderung zu dem Verständnis, das wir heute von Stress – und vor allem chronischen Stress – haben.

Stress und chronische Schmerzzustände

Stress hat aber nicht nur Auswirkungen auf unser Wohlbefinden, sondern kann auch chronische Schmerz- und Erschöpfungssyndrome – inklusive Fibromyalgie – sowohl auslösen als auch verschlimmern. Und das trifft sowohl für körperlichen als auch für seelischen Stress zu. Stress, der über längere Zeit anhält, verwirrt das Zentralnervensystem (ZNS) und führt zu einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit. Auf einmal werden Reize, die eigentlich nicht schmerzhaft sind, vom ZNS als Schmerz wahrgenommen, was bei den Betroffenen zu Schmerzen im gesamten Körper führt.

Immer mehr Menschen führen ein Leben, in dem Statussymbole wichtiger sind als das eigene Wohlbefinden. Sie haben einen Beruf, der ihnen nicht gefällt, einen Chef oder Kollegen, mit denen sie sich nicht verstehen. Vor allem Frauen jonglieren häufig mit Arbeit, Haushalt und Kindern. Wir sind weit entfernt vom Lebensstil der Jäger und Sammler, die zwar auch Stress in ihrem Leben hatten, der aber in der Regel nur von kurzer Dauer war und sich mit Perioden der Entspannung abwechselte. Wann haben Sie das letzte Mal ganz entspannt irgendwo herumgesessen und die Wolken betrachtet oder Kindern oder Hunden beim Spielen zugesehen. Und das Ganze, ohne an den nächsten Termin zu denken. Sehen Sie.

Ich habe schon darüber geschrieben, welche Techniken Sie anwenden können, um Ihren Stress besser zu managen. Eine weitere Möglichkeit, die ich Ihnen vorstellen möchte, sind Adaptogene.

Was versteht man unter Adaptogenen?

Das Konzept der Adaptogene wurde 1947 zuerst von sowjetischen Ärzten eingeführt, die feststellten, dass bestimmte Pflanzen eine stressmindernde Wirkung haben. 1969 definierten die Wissenschaftler Israel Brekhmann und Igor Dardymov was Adaptogene auszeichnet. Sie verwiesen dabei auf folgende drei Punkte (1):

  1. Ein Adaptogen verursacht eine unspezifische Antwort – eine Zunahme der Widerstandskraft gegen verschieden Stressfaktoren inklusive physikalischen, chemischen und biologischen Faktoren.
  2. Ein Adaptogen hat eine normalisierende Auswirkung auf die Physiologie unabhängig davon, in welche Richtung diese durch den Stressor vom Normalen verschoben wird (das heißt bei Erregung beruhigend, bei Antriebsschwäche energiesteigernd)
  3. Ein Adaptogen greift nicht in höherem Maße in die normale Funktion des Organismus ein als für die Zunahme der unspezifischen Widerstandskraft notwendig ist.

Da sehr viele Krankheiten durch Stress (mit)verursacht werden, können Adaptogene also durch ihre stressmodifizierende Wirkung den Heilungsprozess unterstützen.

So, nun schauen wir uns doch mal ein paar dieser Adaptogene an.

Ashwagandha 

Ashwagandha (Withania somnifera) wird als Kräuteradaptogen geschätzt und hat seine Wurzeln in der ayurvedischen Medizin. Es wurde benutzt, um zu stärken, zu beleben und Vitalität zu vermitteln. Genau diese Eigenschaften führen dazu, dass dieses Heilkraut wiederentdeckt wurde. In Studien wurde untersucht, durch welchen Mechanismus Ashwagandha als Adaptogen wirkt.

Eine Studie untersuchte die Wirksamkeit von Ashwagandha in der Behandlung von Angststörungen (Angst ist eines der Hauptmerkmale der Stressreaktion) und kam zu dem Schluss, dass die Behandlung mit Ashwagandha im Gegensatz zu einem Placebo in den Angst-Scoringsystemen zu einer deutlichen Verbesserung führte (2).

Eine weitere Studie zeigte auf, dass Ashwagandha nicht nur in der Lage ist, den empfundenen Stress zu reduzieren, sondern auch zu einer deutlichen Verbesserung der Schlafqualität, von Depressionen, sozialen Interaktionen und der Lebensqualität führte (3).

Ashwagandha entfaltet seine positive Wirkung, indem es die Nebennieren unterstützt. Diese etwa 3 cm großen Drüsen sitzen am oberen Ende der Niere und steuern verschiedene Hormone und physiologische Reaktionen. Sie sind das Herzstück der Stressreaktion und geben beim ersten Anzeichen von Stress sofort Cortison in die Blutbahn ab. Cortison ist absolut lebensrettend, wenn wir vor einer Gefahr davonlaufen (auf der Flucht vor dem Säbelzahntiger), bleibt es aber über längere Zeit im Blut (wie bei chronischem Stress), dann schädigt es das Immunsystem und andere Organe.

Ashwagandhas Wirkung als Adaptogen ist darauf zurückzuführen, dass es in der Lage ist, die zirkulierenden Mengen von Stresshormonen wie Cortisol zu reduzieren (4).

 

Rhodiola rosea (Rosenwurz)

Rhodiola rosea ist ebenfalls ein bekanntes adaptogenes Heilkraut. In Russland, Europa und Asien wird es schon lange wegen seiner positiven Auswirkungen auf die geistige, körperliche und emotionale Widerstandskraft geschätzt.

Am häufigsten wird Rhodiola angewendet, um seelische und körperliche Erschöpfungszustände zu behandeln. Diese Effekte sind in vielen Studien untersucht worden. Eine in Phytomedicine erschienene Übersichtsarbeit kommt zu dem Schluss, dass Rhodiola positive Auswirkungen auf die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit und bestimmte psychische Gesundheitsprobleme hat (5). Eine weitere Studie wies Verbesserungen in sämtlichen Stresssymptomen, Behinderungen, Funktionseinschränkungen und einen allgemeinen therapeutischen Effekt schon nach 3-tägiger Einnahme von Rhodiola Extrakt nach (6). Eine weitere Verbesserung wurde in den vier Wochen, die die Studie durchgeführt wurde, verzeichnet.

Wie auch die anderen Adaptogene wirkt Rhodiola rosea auf das ZNS und verstärkt die Wirkung von Neurotransmittern (Nervenbotenstoffen) wie Noradrenalin, Dopamin und Serotonin (7). Es sorgt auch dafür, dass die Blut-Hirn-Schranke für Vorläufer dieser Neurotransmitter leichter durchlässig wird, so dass auf natürliche Weise ausreichende Mengen gebildet werden können (Psychopharmaka ick hör dir trapsen).

Neurotransmitter beeinflussen unsere Fähigkeit zu denken, zu analysieren, auszuwerten, zu berechnen und zu planen sowie unsere Aufmerksamkeit, unser Gedächtnis und unsere Lernfähigkeit. Da Rhodiola die Hirnfunktion sanft stimuliert, kann es eine wichtige Rolle im Management von chronischem seelischen und körperlichen Stress spielen.

Auch das Limbische System wird durch Rhodiola unterstützt. Dieses reguliert das Affekt- und Triebverhalten gegenüber der Umwelt. Alle eingehenden sensorischen Informationen werden im Limbischen System koordiniert und finden hier ihre emotionale Antwort. Besonders eng ist zum Beispiel der Geruchssinn mit dem Limbischen System verknüpft (so können Gerüche eine ganze Flut von Erinnerungen hervorrufen). Auch überlebenswichtige vegetative Funktionen wie Atmung, Schlaf-Wach-Rhythmus sowie Motivation werden durch das Limbisches System gesteuert. Nicht zu vergessen wäre ohne das Limbische System ein Lernen sowie das Langzeitgedächtnis nicht möglich.

Das Limbische System kommuniziert ebenfalls mit den Nebennieren und sorgt für ausreichende Cortisolspiegel als Antwort auf Stress. Rhodiolas Wirkung auf beide Systeme kann Stärke und Widerstandskraft aufbauen und dadurch die Gesundheit aller Organe im Körper verbessern und zu einem allgemeinen Wohlbefinden beitragen.

Ginseng (Panax ginseng)

Ginseng darf in dieser Aufzählung natürlich nicht fehlen. Besonders der asiatischer Ginseng kann die Stressresistenz fördern und so die geistige Leistungsfähigkeit verbessern. Ginseng hat neben seiner stressabbauenden Wirkung eine lange Liste von nachgewiesenen gesundheitlichen Vorteilen. Da Ginseng als Adaptogen, positiv auf das dopaminerge und serotoninerge System des Körpers, also auf die Wohlfühlhormone wirkt, verbessert er das Wohlbefinden. Er wird daher auch häufig verwendet, um Stimmung, kognitive Leistungsfähigkeit und einen erholsamen Schlaf zu fördern (8).

Wir alle erfahren tagtäglich, dass unser Stresslevel nicht von alleine sinkt, wenn wir nicht aktiv etwas dafür tun. Adaptogene wie Ashwaganda und Rhodiola rosea haben einen festen Platz in der Behandlung von grundlegenden Gesundheitsproblemen wie chronischen Schmerz- und Erschöpfungssyndromen, die in einer Zeit, wo niemand mehr lernt, einfach mal abzuschalten und sich zu regenerieren, immer häufiger auftreten. 

 

(1) New Substances of Plant Origin which Increase Nonspecific Resistance http://www.annualreviews.org/doi/abs/10.1146/annurev.pa.09.040169.002223

(2) An Alternative Treatment for Anxiety: A Systematic Review of Human Trial Results Reported for the Ayurvedic Herb Ashwagandha (Withania somnifera)  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4270108/

(3) A Prospective, Randomized Double-Blind, Placebo-Controlled Study of Safety and Efficacy of a High-Concentration Full-Spectrum Extract of Ashwagandha Root in Reducing Stress and Anxiety in Adults  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3573577/

(4) Ashwagandha root in the treatment of non-classical adrenal hyperplasia.  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22987912

(5) The effectiveness and efficacy of Rhodiola rosea L.: a systematic review of randomized clinical trials.  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21036578

(6) Therapeutic effects and safety of Rhodiola rosea extract WS® 1375 in subjects with life-stress symptoms–results of an open-label study.  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22228617

(7) Brown, RP, Gerbarg, PL & Ramazanov, Z. (2002). Rhodiola rosea: a phytomedical overview. American Botanical Council: HerbalGram. 56:40-52 

(8) Effects of ginseng on stress-related depression, anxiety, and the hypothalamic–pituitary–adrenal axis  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5628357/

12 Gründe, warum Krafttraining gut für Sie ist

Untersuchungen zeigen, dass Krafttraining nicht nur die Körperzusammensetzung verbessert und Sie insgesamt straffer aussehen lässt, es stärkt auch Ihre Gesundheit und macht Sie glücklicher (und wer könnte das nicht brauchen?). Krafttraining hilft Ihnen dabei, Fett zu verbrennen, reduziert Ihr Risiko für die Entstehung eines Typ II Diabetes, beugt Rückenschmerzen vor und hilft sogar gegen Depressionen.
Hier sind 12 Gründe, warum Sie Krafttraining in Ihren Trainingsplan aufnehmen sollten.

12 Gründe, warum Krafttraining gut für Sie ist weiterlesen

Wie Sie Nahrungsmittelunverträglichkeiten natürlich behandeln

 

Fühlen Sie sich durch Nahrungsmittelunverträglichkeiten in Ihrer Lebensqualität eingeschränkt? Dann wird es Sie freuen zu hören, dass dieses Problem reversibel ist und sogar leichter als Sie denken.

Allergien und Unverträglichkeiten

Zunächst einmal ist es wichtig, dass Sie den Unterschied zwischen einer Allergie und einer Unverträglichkeit verstehen. Die Begriffe werden häufig synonym verwendet, obwohl es in ihrer Pathologie deutliche Unterschiede gibt. Wie Sie Nahrungsmittelunverträglichkeiten natürlich behandeln weiterlesen

Medikamente gegen Sodbrennen (PPIs) können Nierenschäden hervorrufen

Die Verordnungszahlen für Protonenpumpeninhibitoren (PPIs) haben sich in den vergangenen Jahren vervielfacht. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns fordert in einer aktuellen Mitgliederinformation Ärzte dazu auf, vor jeder Neu- oder Folgeverordnung die Indikation gewissenhaft zu prüfen. Denn die unkritische Anwendung der Wirkstoffe birgt eine Reihe von Risiken. Medikamente gegen Sodbrennen (PPIs) können Nierenschäden hervorrufen weiterlesen

Übertraining schädigt den Darm

 

Ich höre von Leuten, die viel trainieren immer wieder: „Ich mache doch alles richtig, aber ich fühle mich trotzdem lausig.“ Besonders häufig hört man diesen Ausspruch von Menschen in mittleren Jahren und darüber. Und die Leute haben absolut keine Ahnung, warum das so ist. Sie treiben doch Sport (eine Menge sogar), sie essen „gesund“ (was auch immer das für den Einzelnen bedeutet) – immerhin verzichten sie meist auf Zucker und stark verarbeitete Lebensmittel – mit Glück schlafen sie sogar ausreichend (wobei es immer wieder Leute gibt, für die es eine Auszeichnung ist, wenig zu schlafen). Ja, und Nahrungsergänzungsmittel nehmen sie natürlich auch. Übertraining schädigt den Darm weiterlesen

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