Depressionen

Verursacht Glyphosat Depressionen?

Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass die Zahl der Menschen, die an Depressionen leidet, ständig steigt? Es gibt natürlich viele Faktoren, die für diese Entwicklung verantwortlich gemacht werden können, so zum Beispiel Geldprobleme und Existenzangst, immer mehr Zeit, die die Menschen vor dem Fernseher verbringen (und wenn Sie sich dabei Nachrichtensendungen ansehen, dann ist das alles andere als beruhigend), aber auch die Zeit, die die Leute in sozialen Netzwerken verbringen, wo sie sich mit anderen Leuten vergleichen, die angeblich ein wirklich tolles Leben führen. Nicht zuletzt haben wir inzwischen die Angewohnheit, unsere Freizeit nicht etwa zur Regeneration zu nutzen, sondern sie mit allen möglichen Aktivitäten zu füllen, so dass wir nie zur Ruhe kommen.

Tatsächlich gibt es aber womöglich noch eine ganz andere Erklärung, warum Depressionen so auf dem Vormarsch sind. Studien, die sich mit dem Thema Angststörungen und Depression beschäftigen, kommen zu dem Schluss, dass körperliche Faktoren ein wichtiges Teil in diesem Puzzle sind – und hier vor allem die Verbindung zwischen dem Darm und dem Gehirn.

Ja, da haben Sie jetzt ganz richtig gehört. Was in Ihrem Darm geschieht, bleibt nicht in Ihrem Darm, sondern hat erhebliche Auswirkungen auf Ihre geistige Gesundheit. Ihr Darmmikrobiom – oder die Darmflora wie wir sie früher genannt haben – spielt womöglich die zentrale Rolle in Ihrem mentalen Wohlbefinden.

Wie kann das sein?

 

„Bakterienfreie“ Mäusen, Depressionen und Autismus

 

Eine Erklärung finden Forscher im Tierexperiment an sogenannten „bakterienfreien“ Mäusen. Diese Mäuse wurden so gezüchtet, dass Ihr Darm keine Bakterien enthält, was den Untersuchern die Möglichkeit gibt, die Auswirkung verschiedener Darmbakterien zu untersuchen, die den Mäusen dann übertragen werden. Ein wirklich faszinierendes Forschungsgebiet.

Es zeigt sich, dass unterschiedliche Bakterienstämme, die den Mäusen übertragen werden, zu ganz unterschiedlichen Verhaltensweisen bei den Tieren führen (1).

So hatten Mäuse, die ein autistisches Verhalten zeigten, ein Mikrobiom, das einen Leaky Gut (einen durchlässigen Darm) hervorruft. Wir wissen, dass Autismus bei Menschen in 80 – 90 Prozent der Fälle ebenfalls mit einem Leaky Gut vergesellschaftet ist – also ist dies durchaus ein Zusammenhang, der näher untersucht werden sollte.

Eine weitere schöne Studie konnte aufzeigen, dass gestresste Mäuse erhebliche Veränderungen in ihrem Darmmikrobiom aufwiesen, die zu depressivem Verhalten führten (2). Der Stress schien einen negativen Effekt auf Lactobacillus Bakterien zu haben, sodass diese bei gestressten Tieren in deutlich verminderter Zahl vorhanden waren.

Die Forscher fütterten die Mäuse daraufhin mit Joghurt, der Bakterienstämme von Lactobacillus enthielt und siehe da, das depressive Verhalten verschwand. Wow, für mich klingt das wesentlich angenehmer als die Verordnung von Antidepressiva oder Elektroschocks. Man muss sich halt mit der Ursache auseinandersetzen. Fragen Sie doch beim nächsten Besuch mal Ihren Psychiater, ob er sich mit diesen Zusammenhängen auskennt. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass er Sie für verrückt erklärt.

Das war aber nur ein kurzer Exkurs in die Welt der Tierversuche, der Sie mit ein paar grundsätzlichen Tatsachen vertraut machen sollte. Das Darmmikrobiom hat eine gewaltige Auswirkung auf die seelische Gesundheit – das trifft wohl auch für uns Menschen zu. Jedenfalls ist es eine sehr gute Erklärung dafür, dass die steigende Anzahl von Verdauungsproblemen (ich sage nur „Reizdarmsyndrom“) und Menschen mit Depressionen Hand in Hand geht.

Überlegen wir doch mal, was in den letzten Jahrzehnten passiert ist, das eine Erklärung für diese Entwicklung abgeben könnte.

 

Glyphosat schädigt das Darmmikrobiom

 

Ich denke, inzwischen weiß es jeder, Glyphosat ist der Hauptbestandteil von Roundup, eines weltweit inflationär angewendeten Unkrautvernichtungsmittels. Die Diskussion, ob Glyphosat nun schädlich ist oder nicht, geht ja immer wieder durch die Presse.

Nachdem Bayer die Firma Monsanto, den Hersteller von Glyphosat aufgekauft hat, haben wir die zweifelhafte Ehre dieses Zeug unser Eigentum zu nennen. Natürlich ist man im Hause Bayer sehr enttäuscht über die Diskussion, die Glyphosat vom Zaune bricht, hatte man doch gedacht einen ganz dicken Fisch an Land gezogen zu haben. Denn Roundup ist ja nicht nur Roundup. Dazu gehören außerdem noch genetisch modifizierte Saaten – GMOs – (Mais, Soja, Baumwolle, Alfalfa), die diesem Giftstoff widerstehen, sodass man die Ernte einfach mit dem Zeug übergießen kann und die „Nutzpflanzen“ nicht geschädigt werden. Wir können uns darüber unterhalten, inwieweit sie durch die genetische Modifizierung schon geschädigt wurden, aber das ist jetzt hier nicht das Thema.

Aber natürlich wird Glyphosat nicht nur bei GMOs angewendet, sondern auch auf ganz normalem Obst und Gemüse, und das in immer größeren Mengen. Denn wissen Sie was, das Unkraut passt sich an und überlebt diese chemische Keule. So war das jetzt aber nicht gedacht, oder? Es ist auf jeden Fall nicht die Entwicklung, die Monsanto versprochen hatte. Aber man kann sich ja mal versprechen.

Zurück zum Darmmikrobiom. Dummerweise ist Glyphosat nicht nur ein Unkrautvernichter. Ganz am Anfang wurde es einmal als Antibiotikum patentiert (3). Klingeln bei Ihnen jetzt die Alarmglocken? Zu Recht!

Inzwischen ist hoffentlich jedem klar, dass Antibiotika keinen Unterschied zwischen guten und schlechten Bakterien machen. Sie töten alles ab, was ihnen über den Weg läuft. Das ist auch der Grund dafür, dass unter Antibiotikagabe so häufig Durchfälle und Verdauungsbeschwerden auftreten.

Wenn Sie mit Glyphosat behandeltes Obst und Gemüse essen, dann nehmen Sie dadurch jedesmal auch eine Dosis Antibiotikum auf, daran besteht kein Zweifel. Und in Studien wurde inzwischen auch nachgewiesen, dass dieser unfreiwillige Konsum zu Veränderungen im Darmmikrobiom führt (4). Bei Mäusen wurde der Zusammenhang zwischen Glyphosat und depressivem Verhalten direkt nachgewiesen.

Der zugrunde liegende Mechanismus besteht in einer Reduktion der Lactobacillus Bakterienstämme, was zu einem Anstieg von Kynurenin führt. Kynurenin ist ein Stoffwechselprodukt eines körpereigenen Hormons, das bei einer Überproduktion wahrscheinlich eine Depression auslöst (5). Auch wenn die Verbindung zwischen Lactobacilli und Kynurenin noch nicht völlig klar ist, so wissen wir doch, dass das seelische Wohlbefinden leidet, wenn die Balance zwischen den beiden aus dem Ruder läuft.

Ich würde mal sagen, wir übertragen ja auch andere Ergebnisse aus Tierversuchen (speziell an Mäusen) auf den Menschen, dieses Ergebnis sollten wir wohl sehr ernst nehmen.

Wir halten also fest, der Zusammenhang zwischen Glyphosat und Depressionen liegt in unserem Darm, und die steigenden Diagnoseraten werden auch (wenn auch nicht allein) durch die toxischen Effekte von Glyphosat auf unser Darmmikrobiom verursacht.

 

Darmsanierung gegen Depressionen

 

Wenn Sie sich jetzt fragen: Was kann ich denn tun, um nicht auf diesem Weg zu enden? Nun, eigentlich eine ganze Menge.

Wie die Mausstudien zeigen, führt zum Beispiel der Konsum von Joghurt mit den darin enthaltenen „guten“ Bakterien zu einer Besserung – teilweise sogar zu einem Sistieren – der Symptome (2). Ernährung spielt also eine ganz große Rolle.

Es scheint so, als hätte der Ersatz fehlender Lactobacillus Bakterien, sei es durch Joghurt oder andere fermentierte Lebensmittel, eine Schlüsselrolle in der Therapie der Depression. Wie gesagt, Studien am Menschen liegen noch nicht vor, aber es ist zu erwarten, dass ähnliche Effekte wie bei Mäusen auftreten.

Ich halte es auf jeden Fall für einen guten Ansatz, konventionell erzeugte landwirtschaftliche Produkte durch biologische zu ersetzen. Zugegeben, Sie entkommen damit Glyphosat nicht ganz, weil es inzwischen auch im Regenwasser nachweisbar ist. Die Mengen, die Sie bei Bio-Produkten konsumieren, sind aber tatsächlich weitaus geringer.

Auch bei Milchprodukten sollten Sie wenigstens auf Bio-Ware zurückgreifen. So verhindern Sie, dass die Milchkuh mit glyphosatverseuchtem, genmodifizierten Soja oder Mais gefüttert wurde (dessen Rückstände Sie dann in der Milch wiederfinden).

Zudem ist es absolut ratsam, den Anteil fermentierter Lebensmittel in Ihrer Nahrung zu erhöhen. Dazu gehören Dinge wie Sauerkraut, Kimchi oder Kefir (am besten selbst angesetzt). Sollten Sie diese Produkte im Supermarkt kaufen, dann achten Sie auf die Zutaten. Beim Sauerkraut sind es zum Beispiel nur Weißkohl, Wasser und Salz – nicht etwa Essig und Zucker. Richtig fermentierte Lebensmittel finden Sie in der Kühltruhe und nicht in einer Dose mitten im Laden. Und noch etwas: Fermentierte Lebensmittel sollten natürlich nicht erhitzt werden, denn dann töten Sie die enthaltenen Bakterien ab. Das wäre natürlich eine ganz schlechte Idee.

 

Begeben Sie sich auf Ursachensuche

 

Natürlich ist eine Dysbiose im Darmmikrobiom nicht die einzige mögliche Ursache für eine Depression. Als weitere Ursachen kommen zum Beispiel eine Schilddrüsenunterfunktion, Schwermetallbelastungen oder ein Nährstoffmangel in Betracht. Tatsache ist, Ihre Depression wird wahrscheinlich nicht durch einen Mangel an einem Antidepressivum ausgelöst und sollte folgerichtig auch nicht durch ein solches Medikament behandelt werden. Die Suche nach der Ursache ist unabdingbar!

Die Heilung benötigt Zeit und Engagement. Ich habe Ihnen hier nur eine Richtung aufgezeigt, die Sie sich unbedingt näher betrachten sollten. Machen Sie sich auf den Weg.

 

(1)   https://www.scientificamerican.com/article/mental-health-may-depend-on-creatures-in-the-gut/

(2) Probiotic found in yogurt can reverse depression symptoms     https://www.sciencedaily.com/releases/2017/03/170308114709.htm

(3) Glyphosate formulations and their use for the inhibition of 5-enolpyruvylshikimate-3-phosphate synthase  https://patents.google.com/patent/US7771736B2/en

(4) Glyphosate based- herbicide exposure affects gut microbiota, anxiety and depression-like behaviors in mice  https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0892036218300254?via%3Dihub

(5) A Link Between Gut Microbes & Depression:
Microbial Activation of the Human Kynurenine
Pathway   https://scholarship.claremont.edu/cgi/viewcontent.cgi?referer=https://www.google.com/&httpsredir=1&article=2818&context=cmc_theses

Ein Gedanke zu „Verursacht Glyphosat Depressionen?“

Kommentare sind geschlossen.