Glyphosat

Bayer zahlt 10 Milliarden US-Dollar an Glyphosat Opfer

Da werden bei Bayer einige Leute aufgeatmet haben, die sich durch den Ankauf von Monsanto schon ruiniert gesehen haben. Schön wär’s, aber ganz so weit ist es jetzt doch nicht gekommen. Bayer hat einem Vergleich zugestimmt und zahlt an amerikanische Patienten, die durch ihr Unkrautbekämpfungsmittel „Roundup“ mit der aktiven Substanz Glyphosat an Krebs erkrankt sind, eine Entschädigungssumme von 10,9 Milliarden Dollar (1). Das hört sich zwar zunächst einmal nach einer großen Summe an, aber eigentlich kommen sie damit noch sehr gut weg.

Insgesamt hat Bayer schon drei Prozesse gegen Patienten mit Non-Hodgkin-Lymphom verloren, mit stetig steigenden Entschädigungszahlungen. Waren es im ersten Prozess noch 289 Millionen US-Dollar (2), so stieg die Summe im 3. Prozess auf 2 Milliarden US-Dollar (3). Wenn man überlegt, dass noch weitere 125.000 weitere Klagen anängig waren, dann sind 10 Milliarden Dollar eigentlich „Peanuts“.

Die New Yorker Anwaltskanzlei Weitz & Luxenberg schloss den Vergleich für fast 100.000 Betroffene. Natürlich wird von Bayer bestritten, dass sie eine Schuld anerkennen – wer kein Gewissen hat, kennt auch keine Schuld – stattdessen behaupten sie, sie möchten nur die „Unsicherheit“ beenden. Unsicherheit über ihre geschäftliche Zukunft?

Monsantos Roundup – ein absoluter Fehlkauf

Bayer wird jetzt zwar verklagt, aber ursprünglich wurde „Roundup“ von der amerikanischen Firma Monsanto hergestellt. Diese Firma wurde von Bayer im Jahr 2018 aufgekauft. Das hat sich wohl als absoluter Fehlkauf herausgestellt, denn seitdem sehen sie sich hohen Schadensersatzklagen gegenüber.

Glyphosat wird seit über 40 Jahren als Unkrautvernichter eingesetzt (und hat ganz nebenbei zur Entwicklung von absolutem „Superunkraut“ geführt) und hat den größten Marktanteil weltweit.

Der Vergleich, der geschlossen wurde, sieht jetzt so aus, dass Bayer 9,6 Milliarden Dollar für bisher erhobene Schadensersatzforderungen zahlen wird und weitere 1,25 Milliarden Dollar beiseite legt, um irgendwelche zukünftigen Forderungen zu bedienen (4).

Dieses Jahr sollen 5 Milliarden ausgezahlt werden und weitere 5 Milliarden folgen 2021. Laut Bayer wurde aber für 25 Prozent der noch offenen Schadensersatzforderungen bisher keine Übereinkunft getroffen.

Werner Baumann, Vorstandsvorsitzender von Bayer, sagt dazu:

„Vor allem ist der Roundup Vergleich die richtige Vorgehensweise zur richtigen Zeit, um eine Lange Periode der „Unsicherheit“ zu einem Ende zu bringen.“

Richtig, die Anleger waren verunsichert, was für Zahlungen da noch auf Bayer zukommen würden. Aber jetzt braucht man ja keine Angst mehr zu haben. Natürlich führte Baumann weiter aus:

„Roundup ist nicht krebserregend und deshalb auch nicht verantwortlich für die Erkrankungen, die in dieser Gerichtssache vorgeworfen werden.“

Wer sich nur ansatzweise mit dem Verlauf der Verhandlungen auseinandergesetzt hat, weiß dass das eine glatte Lüge ist. Die Schadensersatzsummen sind nicht zuletzt deshalb so hoch ausgefallen, weil der Jury ausreichend Beweise vorlagen, die eine böswillige Vertuschung von Seiten Monsantos (und jetzt eben Bayer) belegen.

Glyphosat muss verboten werden

Glyphosat ist der aktive Wirkstoff in vielen Unkrautvernichtungs-mitteln. Sicherheitsstudien zu dieser Substanz sind alles andere als schlüssig. Vor allem wird in den meisten Studien nur diese eine Substanz getestet, nicht aber das fertige Produkt. So behauptet Bayer, dass die anderen Substanzen in Roundup keine Wirkung entfalten, während Wissenschaftler nachweisen konnten, dass Roundup als Ganzes deutlich giftiger ist als Glyphosat allein (5).

In einigen Ländern sind Unkrautvernichter, die Glyphosat enthalten, bereits verboten. In Deutschland dürfen sie gerne weiter verwendet werden, denn Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner sieht da keine Eile geboten. Im Gegenteil: Im Dezember 2019 hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit den Herstellern von Glyphosat-Pestiziden die Zulassungen für ein weiteres Jahr gewährt (6). Sie gelten nun bis zum 15. Dezember 2020. Mit einem generellen Verbot rechnet sie nicht vor 2022. Und der kommt dann sicher nicht auf ihr betreiben hin, sondern weil Verbraucher inzwischen aufwachen und dieses Gift nicht mehr auf dem Teller haben wollen.

Und ganz nebenbei empfehle ich, dem Bundesministerium einen neuen Namen zu geben. Bei dem was Frau Klöckner leistet, sind Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit nicht die richtigen Begriffe. Nur mal so ein Gedanke.

 

(1)  https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/chemiekonzern-bayer-legt-glyphosat-klagewelle-mit-vergleich-bei-und-zahlt-10-9-milliarden-us-dollar/25947178.html?ticket=ST-9288652-kqxvR5DDj3oV5Sx7LLeM-ap1

(2) https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-08/glyphosat-monsanto-bayer-urteil-schmerzensgeld-krebs

(3) https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/unkrautvernichter-roundup-herbe-niederlage-im-glyphosat-streit-us-jury-verurteilt-bayer-zu-zwei-milliarden-dollar-strafe/24337572.html?ticket=ST-8127011-dCd1N33uPQ1zjVmZEUiD-ap3

(4) https://media.bayer.com/baynews/baynews.nsf/id/Bayer-announces-agreements-to-resolve-major-legacy-Monsanto-litigation?Open&parent=news-overview-category-search-en&ccm=020

(5) Major Pesticides Are More Toxic to Human Cells Than Their Declared Active Principles      https://www.hindawi.com/journals/bmri/2014/179691/

(6) https://www.spiegel.de/wirtschaft/julia-kloeckner-behoerde-verzoegert-glyphosat-ausstieg-a-1301145.html