Medien

Die Rolle der Medien in der Coronakrise

Der Blogbeitrag über das Ablehnen einer Anzeige im Verlag der FAZ wundert mich jetzt nicht mehr, ganz ehrlich. Wobei, früher hätte es kein Verleger gewagt, eine Anzeige zu verweigern, weil deren Inhalt nicht genehm wäre! Da gab es als Beispiel ein Unternehmen der Telekommunikation, das die großen Verlage ganz schnell erpressen konnte: Bei ungewünschter Kritik – keine Anzeige mehr! Ich möchte heute einfach gern mal erklären, warum sich „Die Medien“ so entwickelt haben und wie es möglich ist, ein ganzes Volk mit einseitiger Berichterstattung in Panik zu versetzen.

Dafür ziehe ich das Beispiel des jüngsten Beitrag des Bloggers Rezo heran, der schon mit seinem arg missverstandenen Video über die (Selbst-) Zerstörung der CDU eine Verbreitung erfahren hat, von der ursprüngliche Verlage im Medienalltag nur träumen! Grundsätzlich ist beides, was Rezo macht, eine feine, journalistische Arbeit, für einen „Laien“ im Geschäft, die im journalistischen Alltag sicher kein Verleger finanziert. Weil er im Netz zur Schimpftirade auf die Medien ausholt, rechtfertigt sich damit auch der Nannen-Preis, den ihm eine Jury für sein CDU Video verliehen hat. Peinlich ist das dagegen eher für die herkömmlichen Medienhäuser (1)! Rezo betont, dass er diese Arbeit nicht mal für Geld erledigt hat?

Vieles würde ich 1:1 unterschreiben, was seine Presse-Schelte in knapp 60 Minuten verbreitet. Viel, aber nicht alles! Ich gehörte einmal zu dieser Branche, der Presse, den Medien, deshalb wage ich hier eine Antwort, die einen Einblick in die Medienarbeit erlaubt und die Gewichtung von Nachrichten durch Redaktionen erklärt. Mir als Redakteurin ist inzwischen regelrecht peinlich, dass in den Medien Satire nicht mehr erkannt wird, dass ein KenFM  als Antisemit oder Rechter bezeichnet wird, was alle möglichen Journalisten dann auch noch voneinander abschreiben, ohne es zu prüfen. Dieses Beispiel zeigt, dass in der Branche nicht mehr sauber recherchiert wird. Das geht so weit, dass im digitalen Zeitalter bei Veranstaltungen keine Presse mehr anwesend ist, sondern „Facts“ aus Facebook, bei Agenturen und vor allem bei Kolleg*innen abgeschrieben werden. Urheberrecht? Lachhaft.

Abgeschrieben wird sogar häufig nur bei Kollegen, denn „Kolleginnen“ sind in der Medienarbeit weiterhin unterrepräsentiert, vor allem in der Führungsebene. Quelle? Eigene Erfahrungen. Einfach mal unter Chefredaktionen schauen oder Aufsichtsräte bei Verlagen. Im Fall TV auch unter Intendantinnen… Wie sieht das in Portalen im Netz aus? Das weiß Rezo bestimmt besser. Ich habe mit 28 selbst erfahren müssen, wie Frauen auf der Karriereleiter ausgebremst werden, weil sie „ja noch schwanger werden könnten und dann während der Kindererziehung als Ressortleiterin ausfallen“. Obwohl ich damals besser qualifiziert war, bekam den Führungsposten ein männlicher Kollege. Damals. Das war 1988. Und heute?

Medien, die so arbeiten wie die BILD (2), die über die Karriere eines Virologen entscheiden kann oder über sein Scheitern, sind mächtig genug, um einem Bundespräsidenten ein Bein zu stellen. Leider gehören auch TV Sender wie ARD und ZDF, SPIEGEL, FOCUS UND STERN zu denen, die so arbeiten (3), denn ich wage jetzt die Behauptung aufzustellen, dass aus der Konkurrenz zu Social Media heraus mehr und mehr Jungvolk eingestellt wird, um „hip zu klingen“. Das nennt sich Aufsammeln der Generation von morgen als Kundschaft. Jungvolk, das leider keine entsprechende Ausbildung genossen hat: Studium oder Volontariat mit entsprechender Länge und Qualität. Dabei wird auch die Gewichtung und Dokumentation der Nachrichten gelehrt und geübt! Wo hat Rezo das jetzt gelernt? Im Internet? An der Uni?

Beispiel für diese These: die arme junge Kollegin, die SIDO vor seinem Haus fast weinend befragen musste und sich rechtfertigte, dass sie quasi gezwungen wird, diese fiesen Fragen zu stellen! Bildung statt BILD zu lesen. In diesem Fall bin ich froh über meine damals noch deswegen verhassten Lehrer an einer progressiven Schule, auf der ich Abi gemacht habe: Lehrkörper, die uns angehalten haben, uns eine Meinung zu BILDEN und uns gesagt haben, wie das geht. Daraus ist mein Berufswunsch gewachsen: ich war Redakteurin. Ich glaube, ich war sogar eine ganz Gute, für längere Zeit. Bis ich zu Springer kam. Danach auch wieder.

Woran liegt denn jetzt der Qualitätsverlust der Branche? Was macht es möglich, dass Diversität in der Medienwelt weder in den Nachrichten, noch in der Yellow Press, dem Boulevard, stattfindet? Die Verlage haben eigene Bildungseinrichtungen und ja, dort wird Recherche gelehrt. Aber in der Praxis bedeutet das oft genau das Gegenteil. Was Profs da theoretisch lehrten, haben sie praktisch bei ihren Zeitungen völlig anders gemacht. Genau, weil Anzeigen über den Umfang bestimmen, obwohl sie das aus presserechtlichen Gründen gar nicht dürften! Anzeigen finanzieren die Medien. Doch der Kuchen wird ja nicht größer. Viele gute Geschäfte mit Anzeigen werden heute im Netz gemacht!

Wie sieht die Ausbildung junger Journalist*innen heute aus? Es gibt „Ersatz-Unis“ der Verlage, die praktische und theoretische Inhalte besser vermitteln als ein Regel-Studium. Es gibt auch ein paar wenige Journalistenschulen für die Elite im Nachwuchsbereich. Ob diese dann praktisch brauchbar sind, wage ich dennoch zu bezweifeln. Wie der Fall Relotius belegt. Zu der Zeit, als ich ausgebildet wurde, gab es zwei Ansprüche: in einer Mantelredaktion, in der wir Politik und Wirtschaft gelehrt bekamen, neben dem „Großen Sport“ und vielen technischen Details, mussten wir aus 140 Zeilen und oft mehr, die jede für sich so interessant waren, dass Kürzen ein Frevel war, täglich Meldungen machen, die selten mehr als 30 Zeilen hatten. In den Lokalredaktionen ging es aber darum, täglich viele Seiten oder Formate füllen zu müssen, während die Deadline ruft und die Antworten der Befragten einfach auf sich warten lassen, wie bei Drosten, der nun wahrlich kein Jesus, Saulus oder Paulus ist. Hier wäre dann etwas Skepsis auch seitens REZO schlauer (3), nicht alles nachplappern, bitte. Selber, selber, rufen alle Kälber, mäh und muh. Die WHO ist nicht der Nabel der Welt. Rezo meint nämlich in seinem Video, dass die WHO schon weiß, warum Corona so gefährlich ist, und auch, dass Bill Gates die Welt nicht regiert. Und Black Rock?

Fazit: Es gibt genug seriöse Kritik am Chefvirologen Drosten und eben auch mehrere, versierte Ansichten, die nicht aus Verschwörungstheorien erwachsen, in Form von Personen, die Medizin studiert haben, die aber leider nicht öffentlich gehört werden, weil „die Medien daran nicht interessiert sind. Wolfgang Wodarg gehört dazu, leider wurde er „abgeschaltet“. Diffamiert. Als Beispiel dafür, dass sich viele Ärzte/innen inzwischen fragen, ob ihr Studium falsch war, wenn aus einem Coronavirus jetzt das gemacht wird, was die Gesetze aushebelt. Denn das tut es. #zuHausesein (Die Pochers bleiben nicht zu Hause, die sind beide immun).

Auch ich habe schon für Springer gearbeitet, zwar im Sport, aber auch ich habe mich geärgert, wenn ein Text aus meiner Feder/Tastatur und Recherche vom entsprechenden Ressortleiter in der Art verändert wurde, dass meine Fakten nicht mehr stimmten. Da wurden Fachbegriffe einfach anders gewählt und schon stand ich da wie eine Idiotin? Ich stand Tage später im Stadion und musste die Häme ertragen. Ich. Nicht mein Chef. Aber grundsätzlich lernst Du bei Springer harte Recherche und die richtige Interview-Taktik, Du hast einen starken Verlag im Rücken – aber oft eine wankelmütige und sehr chauvinistische Chefredaktion… Zu meiner Zeit durften Frauen noch nicht über die Fußball-Bundesliga schreiben. Heute bekommt eine Frau als Fußballmoderatorin sofort die rote Karte.

Lieber Rezo, nicht alle, die sich von einer wenig transparenten und schlecht in medizinischen Themen beratenen Regierung distanzieren, weil die Intention des Jens Spahn zu deutlich sichtbar ist, sind Verschwörungstheoretiker. Leider finden viele Ärzte und Ärztinnen kein Gehör in der Medienwelt, weil sie zu kompetent sind,  und Bill Gates hat durchaus ein Interesse an der WHO (bitte genau zu recherchieren, welche Spenden noch über andere Organisationen der Gates bei der WHO landen?), und die Zusammensetzung dieser verrät auch viel über deren Absichten. Oder warum wird sonst in Kamerun eine Fabrik gebaut, die ein Arzneimittel herstellt, das gerade in Afrika kontraindiziert ist? Ja, ich frage mich auch, was Xavier Naidoo geritten hat oder ob der Hildmann gar kein Veganer ist, sondern was falsches gegessen hat, aber gerade an seinem Beispiel mache ich fest, dass Du, Rezo, nicht ganz so vollständig recherchiert hast (4).

Liegt es an den Maßnahmen der Regierung, dass der worst case der Coronakrise nicht eingetroffen ist, oder WEIL das Virus gar nicht so wild ist, wie behauptet wurde? „Die Medien“ berichten nicht aus Ländern, in denen es wegen Corona gut läuft. Warum? Rezo hat mir als einer erfahrenen Medienfrau Begriffe aus der Sprache der Blogger und YouTuber erklärt, wofür ich sehr dankbar bin: jetzt weiß ich, was Skills sind und habe auch eine Idee, wieso ich vieles, was im Internet so „gepoooostet“ wird, vorher nicht so gut verstanden habe. Niemand ist zu alt, um nicht noch was dazu zu lernen. Ich habe aber leider  keinen Account, mit dem ich das direkt an Rezo posten könnte, unter seinen Videos, leider. Oder eben auch nicht leider, denn das spart viel Zeit, nicht auf alles reagieren zu müssen. Für diese Zeit, die ich jetzt habe, bin ich sehr dankbar, und dafür, dass ich in diesem Medienzirkus nicht mehr mitmischen muss. Blicken Sie jetzt besser durch? Hoffentlich.

Karola Bady

 

(1) https://taz.de/Rezo-uebt-Medienkritik/!5690240/

(2) https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/rezo-zerstoerung-der-presse-ein-faktencheck-li.85853

(3) https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/youtuber-rezo-kritisiert-boulevard-medien,S0lYdTW

(4) https://meedia.de/2020/06/02/rezos-solide-medienkritik/

2 Gedanken zu „Die Rolle der Medien in der Coronakrise“

  1. Lieber Bernd Klinger, das ist eine famose Idee. Die ich vor sieben Jahren, also weit vor Corona, auch schon hatte. Aber… wie wir gerade lernen, kann es sich ein Großverlag durchaus erlauben, Anzeigen neuerdings abzulehnen, die ihm nicht passen. Da muss schon eine große Gruppe kommen, wie in Amerika jene, die für eine Trump-Wahlveranstaltung Karten aufgekauft hat und ihn vor leeren Rängen sitzen ließ. Aber wie schwer es ist, Gegner des Systems zu bündeln, sehen wir doch an Widerstand 2020. Da wirft Politik und Presse alle in einen Topf, in den Topf der Verschwörungstheoretiker und schwupps, sind alle unglaubwürdig von Schiffmann bis Wodarg. Ich wollte 2013 einen Eigenverlag gründen, bin aber trotz entsprechenden Kapitals und Knowhows an Banken gescheitert. Das sitzt das nächste Pool, das uns gezeigt hat, dass jemand, der mit dem Geld anderer „arbeitet“ und im Notfall von der Regierung gerettet wird, unglaubwürdig ist? Fangen wir doch einmal bei der Demo in Berlin am 1. August an: wer fährt mit nach Berlin, wenn es nicht um Fußball geht?

    ICH.
    🙂
    Gern würde ich glauben, dass es noch unabhängige Presse gibt, ich habe selbst bei einem solchen Verlag gelernt, wie ich oben beschrieben habe, der sich noch getraut hat, selbst eine Politikredaktion zu „halten“. Heute finanziell wohl nicht mehr machbar, Geld regiert die Welt, mehr als je zuvor 🙁

  2. Warum muss es denn gleich die FAZ sein? Gibt es keine unabhängige Zeitungen mehr in Deutschland die sich trauen? Ich finde, dies wäre genau der richtige Weg um mehr Menschen zu erreichen. Anfangen bei kleinen kritischen und mutigen Printmedien. Dies könnte dann Kreise ziehen, weil die wichtigen Informationen im Internet stecken bleiben. Irgendwann will dann vielleicht auch gerne die FAZ wieder mit Werbung für Demokratie und Aufklärung Geld verdienen. Mein Vorschlag wäre, Geldspenden zu sammeln, um Anzeigen zu schalten die die Fakten verbreiten. Von der Lokalzeitung bis zur Weltpresse. Es gibt doch genug Beweise, die kurz und knapp den Wahnsinn entlarven. Wir sollten die Kräfte bündeln und organisieren.

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