In letzter Zeit wird ja sehr viel über den Einsatz von medizinischem Cannabis diskutiert, und da kann man schon den Eindruck bekommen, dass Menschen, die medizinisches Cannabis verschrieben bekommen, ein erhöhtes Risiko haben, als Junkies zu enden. Ich finde diese Diskussion extrem ärgerlich, denn sie geht wirklich völlig am Thema vorbei. Medizinisches Cannabis besteht zum größten Teil aus Cannabidiol, und diese Substanz macht nicht „high“, sie hat aber eine ganze Menge andere, sehr positive Wirkungen, die wir uns in der Medizin unbedingt zunutze machen sollten – so wie es vor der Hexenjagd auf die Cannabispflanze seit tausenden von Jahren getan wurde.
Cannabidiol (CBD) wurde erstmals 1940 isoliert und 1963 chemisch aufgeschlüsselt. Wie gesagt, hat Cannabidiol keine psychoaktive Wirkung, dieser Effekt geht vom Tetrahydrocannabinol (THC) aus einer anderen Substanz, die in der Cannabispflanze vorkommt.
Seit Jahren werden die Wirkungen von CBD untersucht und dabei stellte sich heraus, dass dieser Stoff positive Effekte sowohl in Bezug auf die Entzündungshemmung als auch auf die Reduktion der schädlichen Wirkung freier Radikale besitzt. CBD ist ein Immunmodulator (wie zum Beispiel auch Echinacin, das gerne als Vorbeugung gegen Infekte genommen wird). Wenn man sich die durchgeführten Studien ansieht, dann muss man eigentlich zu dem Schluss kommen, dass CBD auf vielen Gebieten der Vorbeugung aber auch Heilung von Krankheiten zum Einsatz kommen sollte.
Entzündungen müssen nicht weh tun
Die meisten Leute denken bei Entzündungen an Insektenstiche oder eine Mandelentzündung. Im Studium haben wir gelernt, dass die Zeichen einer Entzündung Rötung, Schwellung, Wärme und brennender Schmerz sind. Das ist aber – wie wir inzwischen wissen – durchaus nicht immer der Fall.
Es gibt auch stille Entzündungen, von denen wir gar nichts merken. Unsere am weitesten verbreiteten chronischen Erkrankungen wie Arteriosklerose, Bluthochdruck, Diabetes, Depressionen Rheuma oder sogar die Alzheimer Demenz weisen hinsichtlich ihrer zugrunde liegenden Ursache ein gemeinsames Merkmal auf – eine Entzündung spielt bei ihrer Entstehung eine wichtige Rolle.
Der Ablauf sieht folgendermaßen aus: Die Entzündung führt zu Gewebeschäden im Körper, dadurch wird die Produktion schädlicher freier Radikale erhöht – eine Situation, die wir oxidativen Stress nennen. Durch oxidativen Stress entstehen Schäden an unseren Proteinen, am Fettgewebe und sogar an unserer DNA (und damit an unseren Genen).
Es gibt zig Untersuchungen darüber, wie durch Antioxidantien unser Körper vor diesen freien Radikalen geschützt werden kann. Am besten ist es natürlich immer, die Ursache, die zu einer Entzündung führt, wenn möglich abzustellen. Ich gebe zu, bei unserer Umweltverschmutzung werden Sie da ein Problem bekommen. Konzentrieren Sie sich also auf Entzündungsauslöser, die Sie kontrollieren können.
Lassen Sie Entzündungen gar nicht erst entstehen
Ein Faktor, den Sie kontrollieren können, ist Ihre Nahrung. Die absolute Basis ist eine Reduktion von Zucker und Kohlenhydraten bei gleichzeitiger Erhöhung des Konsums von guten Fetten zusammen mit Ballaststoffen (aus Gemüse!). Sie merken schon, ich muss mal wieder gegen die Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung wettern, denn dort werden Sie angehalten, 400 – 550 g Getreide und Kartoffeln täglich zu konsumieren. Und dann haben Sie mit den Milchprodukten noch gar nicht angefangen – schon gar nicht mit den fettarmen. Gesunde Ernährung sieht anders aus.
Sie merken schon, ich bin ein großer Fan der DGE, aber zum Glück brauchen die mich nicht, denn meine Kollegen sind nur allzu bereit, diesen Schwachsinn zu verbreiten. Wenn es denn den Umsatz steigert, kann man das doch tun. Oder sehen Sie das anders?
Cannabidiol wirkt antientzündlich
Schon 2011 erschien in der Zeitschrift Free Radical Biology and Medicine eine an der Universität Mississippi durchgeführte Studie, die sich mit dem Nutzen von CBD zur Minderung von oxidativem Stress bei einer Vielzahl von Krankheiten beschäftigt (1).
Es wurde gezeigt, dass Cannabidiol bei verschiedenen Schmerzformen effektiv ist. Man nimmt an, dass diese Wirkung auf die antientzündlichen Eigenschaften des CBDs zurückzuführen ist. Damit hätten sie ähnliche Wirkmuster wie zum Beispiel Schmerzmittel aus der Klasse der nichtsteroidalen Antirheumatika (unter anderem Ibuprofen und Diclofenac), die aber extreme Nebenwirkungen aufweisen, die CBD nicht hat.
Auch viele der mit Fettleibigkeit (Adipositas) verbundenen Gesundheitsprobleme sind eine Folge chronischer Entzündungen. Es laufen derzeit diverse Studien, die die Wirkung von CBD in Bezug auf Fettleibigkeit intensiv untersuchen in der Hoffnung, einen Mechanismus zu finden, der die gesundheitlichen Folgen der Adipositas vermindern kann (2). Die Erkenntnis, dass CBD zur Umwandlung von Fettgewebe in braunes – und damit ungefährliches – Fett, ist schon mal ein toller Anfang.
Wir dürfen also gespannt sein, welche Einsatzgebiete sich für Cannabidiol noch ergeben. Im Moment erscheinen die Möglichkeiten wirklich unbegrenzt. Leider weiß das auch die Pharmaindustrie.
(1) Cannabidiol as an emergent therapeutic strategy for lessening the impact of inflammation on oxidative stress. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21238581
(2) Cannabidiol promotes browning in 3T3-L1 adipocytes. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27067870
Hallo,
interessiere mich sehr für CBD, stehe aber vor dem Problem eine gute Quelle für CBD Öl zu finden, können Sie eine Empfehlung geben? Hat jemand gute Erfahrungen gemacht, die er teilen mag?
Viele Grüße
Sabine
CannaLeven Vollspektrumöl (8%) hat meiner Mutter bei chronischen Schlafstörungen und rheumatoiden Schmerzen geholfen. Man muss aber ggf. wirklich das Geld investieren und ein paar Produkte durchtesten. Je nach verwendeter Pflanze kann die Wirkung auf verschiedene Menschen ganz anders ausfallen. Deswegen – nicht aufgeben, wenn es beim ersten Versuch nicht klappt. Ich habe mir die obige Empfehlung aus einer CBD Selbsthilfegruppe auf FB geholt – aber Vorsicht, da tummeln sich auch professionelle Verkäufer, die überteuerte und oft minderwertige Öle verkaufen.
Canna-as.de
Sehr geehrte Frau Dr Bendig,
auf Grund von Nebenwirkungen in Muskel und Gelenkbereich habe ich Simvastatin 20 mg abgesetzt. Ich habe es seit einem Jahr eingenommen und vor Weihnachten die Symptome bekommen. Abgesetzt habe ich vor 3 Wochen und merke noch keine Verbesserung. Wie lange muss man ca rechnen bis die Nebenwirkungen verschwinden? Könnte ich zusätzlich Coenzym einnehmen?
Einen lieben Gruß Conny Nowag
Es kann einige Monate dauern, bis die Muskelschmerzen nachlassen. Die zusätzliche Einnahme von CoQ10 ist auf jeden Fall hilfreich.