ADHS

Erhöhen Medikamente gegen ADHS das Risiko für Morbus Parkinson

Die Abkürzung ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Dahinter verbirgt sich eine der häufigsten psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen. Man nimmt an, dass etwa 2 bis 6 Prozent aller Kinder und Jugendlichen unter krankhaften Störungen der Aufmerksamkeit und an motorischer Unruhe leiden (1).

Die Diagnose ADHS beinhaltet eines oder mehrere der folgenden drei  Hauptsymptome:

  • Hyperaktivität (übersteigerter Bewegungsdrang)
  • Unaufmerksamkeit (gestörte Konzentrationsfähigkeit
  • Impulsivität (unüberlegtes Handeln).

ADHS ist keine neue Diagnose, obwohl es den Anschein hat, dass diese Diagnose in den letzten Jahren immer häufiger gestellt wird. Auch der „Zappelphilipp“ aus dem Struwwelpeter würde heute wohl dieses Etikett bekommen.

Natürlich sollten Verhaltensauffälligkeiten nicht einfach mit Tabletten therapiert werden, leider ist dies aber doch sehr häufig der Fall. Ich kenne genug Fälle, in denen Eltern von Lehrern oder Erziehern nahegelegt wurde, ihr Kind medikamentös behandeln zu lassen, weil es so schlecht führbar sei.

Die Leitlinien zur Behandlung des ADHS sehen in Deutschland den Einsatz sogenannter Psychostimulanzien als Mittel der ersten Wahl vor. Es handelt sich dabei vorwiegend um Methylphenidat (Ritalin), evtl. auch Dexamphetamin (Attentin).   Auch Atomoxetin (Strattera), ein selektiver Noradreanalin-Wiederaufnahmehemmer kann unter bestimmten Bedingungen als Mittel der ersten Wahl eingesetzt werden.

Versprochen wird dabei, dass Methylphenidat (der so genannte Goldstandard) das Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn reguliert. Dadurch sollen die behandelten Kinder ausgeglichener werden,  Umwelteinflüsse besser verarbeiten und ihren (Schul)Alltag wesentlich leichter meistern können.

Sie merken schon, ich bin nicht überzeugt. Ich bin vor allem deshalb nicht überzeugt, weil normalerweise nicht einmal im Ansatz darauf eingegangen wird, welchen Einfluss eine Ernährung, die vor Zucker nur so strotzt, auf den Gehirnstoffwechsel der betroffenen Kinder haben könnte. Haben Sie schon mal erlebt, wie Kinder auf einem Kindergeburtstag völlig aufdrehen, nachdem sie sich mit Süßigkeiten vollgestopft haben? Darüber sollten wir mal nachdenken.

Und wenn wir schon dabei sind, dann machen wir uns vielleicht gleich noch Gedanken darüber, welchen Einfluss eine ständige Reizüberflutung unserer Kinder (Fernsehen, Computer), bei fehlender Bewegung  – vor allem im Freien – hat.

 

ADHS Medikamente schädigen das Gehirn

Aber kommen wir zurück zu den Medikamenten.

Zu den Bereichen des Gehirns, die durch diese Medikamente möglicherweise beschädigt oder zerstört werden können, gehören die Basalganglien. Diese Gehirnstrukturen sind an koordinierten Bewegungen beteiligt. Auch das Kleinhirn, das ebenfalls eine Rolle bei Bewegungsabläufen spielt, wird in seiner Funktion beeinträchtigt.

In einer kürzlich in Neuropsychopharmacology veröffentlichten Studie haben Forscher der Universität Utah untersucht, ob Kinder mit ADHS ein erhöhtes Risiko für die Parkinson-Krankheit oder andere Probleme im Zusammenhang mit einer Schädigung der oben beschriebenen Gehirnbereiche haben. Außerdem wollten sie herausfinden, ob die medikamentöse Behandlung des ADHS das Risiko für eine Parkinson Erkrankung erhöht (2).

Die Untersuchung umfasste die Überprüfung von mehr als 11 Millionen Personen und erreichte letztendlich eine Kohorte von rund 32.000 Personen, bei denen in der Anamnese ADHS diagnostiziert wurde. Diese Probanden waren 2011 mindestens 20 Jahre alt und etwa 5.000 von ihnen wurden mit stimulierenden Medikamenten behandelt. Diese Probanden wurden mit etwa 160.000 Personen verglichen, bei denen es keine ADHS-Vorgeschichte gab.

In der Nachuntersuchung war das Risiko einer Bewegungsstörung, die entweder die Basalganglien oder das Kleinhirn betraf, bei den Personen, bei denen zuvor ADHS diagnostiziert worden war, um das 2,4-Fache erhöht. Bei den Personen, die nicht nur eine ADHS Diagnose aufwiesen, sondern denen auch Stimulanzien verabreicht wurden, erhöhte sich das Risiko, eine Bewegungsstörung wie die Parkinson-Krankheit zu entwickeln um das 8,6-Fache!

Der Hauptautor der Studie, Dr. Glen Hanson, gibt dafür folgende Erklärung ab (3):

„Die zur Behandlung von ADHS verwendeten Medikamente wirken offensichtlich aufgrund ihrer tiefgreifenden Auswirkungen auf die Aktivität des Dopamin-Stoffwechsels. Theoretisch könnte die Behandlung selbst eine Stoffwechselstörung auslösen, die die Degeneration der Dopaminbahn und letztendlich die Parkinson-Krankheit begünstigt“.

Wow! Also auf gut Deutsch besteht die Möglichkeit, dass diese Behandlung das Gehirn so schädigt, dass sich ein M. Parkinson entwickelt. Dazu muss ich jetzt einfach mal die Neurologen und Psychialter im Netz Seite zitieren (4). Dort heißt es:

„Nach sorgfältiger Diagnosestellung und genauer Aufklärung des Patienten, der Eltern und Betreuenden gilt die medikamentöse Therapie als sehr wirksam, sicher und ungefährlich. Langzeitnebenwirkungen oder Abhängigkeiten sind nicht bekannt.“

Das überrascht jetzt schon etwas, denn wir wissen, dass es akute Nebenwirkungen dieser Medikamente gibt, einschließlich Schlaflosigkeit, Unruhe, Nervosität, Appetitlosigkeit, Stimmungsschwankungen, Verhaltensänderungen und in einigen Fällen sogar plötzlicher Tod (5). Und dieser Liste bekannter akuter Nebenwirkungen müssen wir dann wohl noch weitere  hinzuzufügen, die später auftreten können, und die möglicherweise so bedeutend sind, wie es in dieser Studie beschrieben wird.

Wie Hippokrates sagte „vor allem nicht schädigen“. Bevor über die  Anwendung von ADHS-Medikamenten nachgedacht wird, sollten Sie die Ergebnisse dieser Studie mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen und sehr genau abwägen, ob eine Medikation nötig ist oder nicht. Wie gesagt, Ernährung und Lebensstiländerungen sollte ein ganz wichtiges Thema in der Behandlung des ADS/ADHS sein. Tatsache ist aber, diese Themen kommen überhaupt nicht vor.

 

(1) https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/kindergesundheit/aufmerksamkeitsdefizitsyndrom.html

(2) Increased risk of diseases of the basal ganglia and cerebellum in patients with a history of attention-deficit/hyperactivity disorder   https://www.nature.com/articles/s41386-018-0207-5

(3) ADHD Tied to Raised Risk of Early Parkinson’s  https://www.webmd.com/add-adhd/news/20180912/adhd-tied-to-raised-risk-of-early-parkinsons#1

(4) https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/kinder-jugend-psychiatrie/erkrankungen/aufmerksamkeitsdefizit-hyperaktivitaets-stoerung-adhs/medikamentoese-therapie/

(5) Efficacy and tolerability of pharmacotherapies for attention-deficit hyperactivity disorder in adults     https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21870887