Medizinische Fehler

Medizinische Fehler – so schützen Sie sich

Medizinische Fehler werden auf Todesurkunden nicht als Todesursache ausgewiesen. Einer Studie zufolge, die im British Medical Journal erschienen ist, könnten sie aber an dritter Stelle der Todesursachen stehen – jedenfalls in den USA (1).

Die Untersucher definieren einen medizinischen Fehler als unbeabsichtigte Handlung, nicht beabsichtigten Abschluss einer geplanten Maßnahme (Ausführungsfehler), Anwendung einer falschen Therapie zur Erreichung eines Ziels (Planungsfehler) oder eine Abweichung vom Behandlungsprozess, die zu einer Schädigung führen kann oder auch nicht. Die Studie konzentriert sich auf vermeidbare Todesfälle, die auf medizinische Fehler zurückzuführen sind.

In Deutschland geht man davon aus, dass ca. 20.000 vermeidbare Todesfälle durch Behandlungsfehler auftreten (2). Ich glaube, die Zahl liegt weitaus höher. Es geht nämlich nicht nur um grobe Behandlungsfehler (zum Beispiel die Entfernung der linken Lunge bei einem Patienten mit Lungenkrebs in der rechten Lunge), nein, es geht auch um Todesfälle, die durch leitliniengerechte Behandlungen ausgelöst werden (zum Beispiel Selbstmord nach Einnahme von Antidepressiva). Diese Todesfälle werden nicht als medizinischer Fehler eingestuft, denn eine leitliniengerechte Behandlung kann ja kein Fehler sein. Manchmal aber eben doch.

Nun, Ärzte lieben ihren Rezeptblock, und so überrascht es sicherlich niemanden, dass Nebenwirkungen von Medikamenten, die wie verschrieben eingenommen wurden, den Großteil der iatrogenen Todesfälle ausmachen. Iatrogen bedeutet durch ärztliche Einwirkung entstanden. Weitere Gründe sind Operationen, Medikationsfehler im Krankenhaus, im Krankenhaus erworbene Infektionen und andere medizinische Fehler, die im Krankenhaus auftreten.

Um nicht als Zahl in dieser Statistik zu enden, ist es wichtig, sich zu informieren. Ich denke ja, dass Vorbeugen besser als Heilen ist, und möchte Ihnen deshalb ein paar Tipps geben, die Sie vor diesen Fehlern schützen sollen.

Fragen Sie Ihren Arzt, ob eine empfohlene Untersuchung oder Behandlung tatsächlich notwendig ist.

Übertherapie ist hier das Stichwort. In einer amerikanischen Studie wurde 2017 eine Häufigkeit von 29 % angegeben, teilweise werden international auch 89 % erreicht (3). In besonderem Maße betrifft Übertherapie hochpreisige Behandlungsverfahren. Auch eine  Übertherapie hat Nebenwirkungen und kann – wenn es richtig schlecht läuft – auch tödlich enden.

Nur um das mal zu verdeutlichen. Die Mayo Klinik veröffentlichte 2013 einen Report, in dem festgestellt wurde, dass 40 – 78 Prozent der medizinischen Tests und Behandlungen keinen Vorteil bringen oder sogar schädlich sein können (4).

Vermeiden Sie Krankenhausaufenthalte soweit es geht

Von 18 Millionen Patienten, die jährlich stationär im Krankenhaus behandelt werden, infizieren sich ca. 900.000 mit einer Krankenhausinfektion (nosokomialen Infektion) (5).  Nosokomiale Infektionen sind die häufigsten Infektionen in Deutschland und
fordern die meisten Todesopfer.

Informieren Sie sich bevor Sie sich einer endoskopischen Untersuchung unterziehen

Wenn Sie eine Darmspiegelung machen lassen, dann können Sie Ihr Infektionsrisiko reduzieren, indem Sie das Krankenhaus oder die Praxis fragen, wie die Endoskope gereinigt werden und welche Reinigungsmittel verwendet werden. Nur durch eine sachgemäße Aufbereitung wird die Übertragung von Infektionen verhindert (6).

Fragen Sie nach

Häufig werden in der Klinik andere Medikamente bereitgestellt als vom Hausarzt. Bei jeder Medikation, die Sie im Krankenhaus bekommen, sollten Sie sich genau informieren, wofür sie gedacht ist, welcher Wirkstoff enthalten ist und wie die Dosierung aussieht. Die meisten Ärzte und Schwestern werden dann eher ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen, und sicherstellen, dass Sie das richtige Medikament in der richtigen Dosierung bekommen.

Sicherheitsstandards bei einer OP

Von der WHO wird eine Checkliste herausgegeben, die Fehler bei Operationen vermeiden helfen soll (z. B. falscher Patient, falsche Operation). Sollte in Ihrer Klinik diese Checkliste nicht verwendet werden, so bringen Sie Ihre eigene mit. Einen Entwurf finden Sie hier.  Es ist eigentlich gefordert, dass in einem Time-out wichtige Fakten zum Patienten vor der OP geklärt werden. Die Erfahrung zeigt, dass dies durchaus nicht immer der Fall ist.

Optimieren Sie Ihren Vitamin D Spiegel anstatt sich gegen die Grippe impfen zu lassen

Vermeiden Sie unnötige Impfungen mit teilweise gravierenden Nebenwirkungen. Studien zeigen, dass ein optimaler Vitamin D Spiegel (50 – 80 ng/ml) besser zur Vorbeugung gegen Grippe geeignet ist als die Grippeschutzimpfung (7). Menschen mit einen optimalen Vitamin D Spiegel reduzieren ihr Risiko für Atemwegserkrankungen wie die Grippe gegenüber Menschen mit einem Vitamin D Spiegel unter 10 ng/ml (und der ist häufiger als man denkt) um 50 Prozent. Haben Sie einen höheren Vitamin D Spiegel, so reduzieren Sie das Risiko um 10 Prozent, was in etwa der Effektivität der Grippeschutzimpfung entspricht (allerdings ohne die Nebenwirkungen).

Vermeiden Sie die Einnahme von Antibiotika

Antibiotika werden einfach viel zu häufig verschrieben. Vielfach werden Sie bei viralen Infektionen verschrieben, obwohl sie gegen Viren überhaupt keine Wirksamkeit haben. Die Rechtfertigung besteht dann darin, dass man eine bakterielle Superinfektion vermeiden möchte. Unnötiger Antibiotikaeinsatz ist einer der Hauptgründe für die steigende Anzahl von resistenten Keimen und eine Zunahme von bisher gut behandelbaren Krankheiten wie zum Beispiel der Tuberkulose (8).

Vermeiden Sie alle Medikamente, die Sie nicht unbedingt brauchen

Wie gesagt, Medikamentennebenwirkungen von vorschriftsmäßig eingenommenen Medikamenten sind Hauptverursacher der Todesfälle durch medizinische Fehler. Viele chronische Krankheiten können durch Lebensstiländerungen positiv beeinflusst werden, sodass Medikamente womöglich gar nicht nötig sind.

Wichtige Faktoren sind hierbei Ernährung, Sport und Bewegung, Schlaf und Stressmanagement.

 

 

(1) Medical error – the third leading cause of death in the US   https://www.bmj.com/content/353/bmj.i2139.full

(2) Statistik 2017Weniger Behandlungsfehler durch Ärzte   https://www.tagesschau.de/inland/patienten-101.html

(3) Evidence for overuse of medical services around the world https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(16)32585-5/fulltext

(4) A Decade of Reversal: An Analysis of 146 Contradicted Medical Practices   https://www.mayoclinicproceedings.org/article/S0025-6196(13)00405-9/fulltext#sec4

(5) Krankenhausinfektionen – ein medizinisches, soziales und ökonomisches Problem https://www.krankenhaushygiene.de/ccUpload/upload/files/information/2016_01_Passion%20Chirurgie_Hygiene-Tipp.pdf

(6) https://www.awmf.org/fileadmin/user_upload/Leitlinien/029_AWMF-AK_Krankenhaus-_und_Praxishygiene/HTML-Dateien/029-008l_S1_Hygienema%C3%9Fnahmen%20bei%20der%20Endoskopie_2012-01.htm

(7) https://www.npr.org/sections/health-shots/2017/02/16/515428944/a-bit-more-vitamin-d-might-reduce-winter-colds-and-flu

(8) https://www.dgi-net.de/dramatische-zunahme-von-tuberkulose-infektionen-durch-multiresistente-erreger/