Frank Zeichen

Falten in den Ohrläppchen sagen Ihr Herzinfarktrisiko voraus

Die meisten Leute kennen den Zusammenhang zwischen einem hohen Cholesterinspiegel, hohem Blutruck, Übergewicht und einem erhöhten Herzinfarktrisiko. Aber…Falten in den Ohrläppchen?

Bevor Sie mich jetzt für völlig verrückt erklären, es gibt tatsächlich viele Studien, die sich mit dieser Fragestellung befassen und zu dem Schluss kommen, dass es eine positive Korrelation zwischen diagonalen Falten in den Ohrläppchen und einem erhöhten Herzinfarktrisiko gibt (1).

Diagonale Ohrläppchenfalten, das Frank-Zeichen

Diagonale Ohrläppchenfalten (diagonal earlobe creases – DELC)- auch bekannt unter dem Namen Frank-Zeichen wurden schon 1973 von Sanders T. Frank mit Erkrankungen der Herzkranzgefäße (Koronarien) in Zusammenhang gebracht. Seit dieser Erstbeschreibung haben auch andere Untersucher gezeigt, dass DELC sowohl mit dem Vorhandensein, als auch mit der Schwere einer koronaren Herzkrankheit in Zusammenhang stehen. Und das ganz unabhängig von anderen Risikofaktoren wie Blutfetten, Diabetes mellitus oder einem Raucherstatus (2).
Wie aussagekräftig das Frank-Zeichen sein kann, zeigt ein Bericht in der Zeitschrift Circulation (3).
Ein 73-jähriger Mann stellte sich mit einer stabilen Angina pectoris (Schmerz in der Herzgegend) in einer Klinikambulanz vor. In seiner Krankengeschichte fand sich ein Bluthochdruck und gehäufte Koronarerkrankungen in der Familie. Bei der körperlichen Untersuchung fanden sich keine Auffälligkeiten bis auf ein Frank-Zeichen an beiden Ohrläppchen. Das EKG war völlig normal, ein Thallium-Belastungstest zeigte eine mäßiggradige reversible Durchblutungsstörung. Alles nicht besonders aufregend.
Aufregend wurde es aber als eine Koronarangiographie (radiologische Untersuchung der Herzkranzgefäße) durchgeführt wurde. In dieser zeigte sich eine 80-prozentige Verengung der linken Hauptarterie, eine 90-prozentige Verengung der distalen rechten Koronararterie sowie eine 90-prozentige Verengung des Ramus circumflexus (einer Abzweigung) der linken Koronararterie. UUPS!
Aufgrund dieser Ergebnisse bekam der Patient einen 3-fach Bypass. So schnell kann das gehen. Und was für ein Glück für den Patienten, dass aufgrund des doppelseitigen Frank-Zeichens die Koronarangiographie veranlasst wurde.
Wieso hängen Falten im Ohrläppchen mit Durchblutungsstörungen des Herzens zusammen? Nun, das Ohrläppchen ist sehr gut durchblutet. Man geht davon aus, dass eine längerfristige Durchblutungsstörung zu einem Kollaps der Gefäße führt. Dieser Kollaps führt dann zu einer diagonalen Falte. Damit macht uns das Frank-Zeichen darauf aufmerksam, dass Durchblutungsstörungen auch am Herzen vorliegen könnten.
Sie sehen also, ich bin nicht völlig verrückt, wenn ich Ihnen sage, Sie sollten sich mal Ihre Ohrläppchen ansehen.

Andere Zustände, die das Herzinfarktrisiko erhöhen

Natürlich sollten Sie aber auch immer ein Augenmerk auf andere Hinweise für ein erhöhtes Risiko von Herzerkrankungen haben. Dieses sind die Altbekanten:

  • Blutsverwandte mit Koronargefäßerkrankungen
  • Herzinfarkt, periphere Gefäßerkrankungen oder Erkrankungen der Koronargefäße in Ihrer eigenen Vorgeschichte
  • Übergewicht, Adipositas
  • Diabetes
  • Bluthochdruck
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Stress
  • Chronische Erkrankungen (inklusive chronischer Erschöpfungszustände)
  • Ernährungsformen mit hohem Anteil an Transfetten (zum Beispiel Frittiertes) und ungesunden Fetten (hierzu gehört auch das „herzgesunde“ Rhapsöl!)
  • Mangelnde Bewegung
  • Alkohol, Nikotin, Drogen (auch einige verschreibungspflichtige Medikamente)
  • Orale Kontrazeptiva (die „Pille“)
  • Hormonstörungen (Estradiol, Cortisol, Insulin, Melatonin)
  • Postmenopause
  • Nierenerkrankungen

Welche Labormarker sollte Ihr Arzt bestimmen?

Bei Verdacht auf eine Koronargefäßerkrankung sollte unbedingt eine umfassende Diagnostik erfolgen. Die Aussage, dass Ihr Cholesterin und Ihr Blutdruck in Ordnung sind, reicht da bei weitem nicht aus.

Bei der Blutentnahme sollten folgende Werte bestimmt werden:

  • C-reaktives Protein (am besten als hochsensitives CRP) 
  • Homocystein
  • Gesamtcholesterin
  • LDL (inklusive LDL Subfraktionen)
  • HDL
  • Gesamtcholesterin
  • Triglyceride
  • Lipoprotein(a)
  • Apolipoprotein A-1
  • Apolipoprotein B
  • Apo B/Apo A-1 Quotient
  • Fibrinogen

(1) Diagonal ear lobe crease and atherosclerosis: a review of the medical literature and oral and maxillofacial implications.  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20970909

(2) Relation of diagonal ear lobe crease to the presence, extent, and severity of coronary artery disease determined by coronary computed tomography angiography.   https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22335855?access_num=22335855&link_type=MED&dopt=Abstract

(3) Bilateral Earlobe Creases and Coronary Artery Disease  http://circ.ahajournals.org/content/130/1/92

 

5 Gedanken zu „Falten in den Ohrläppchen sagen Ihr Herzinfarktrisiko voraus“

  1. Sehr geehrte Frau Bendig,

    Mich interessieren weitere Merkmale, die Rückschlüsse auf eventuelle Präsdispositionen ziehen lassen bzw. Ein gehäuftes Erkrankungsrisiko vermuten lassen. Daher die Frage- gibt es einen Sammelbegriff für dieses Phänomen oder kennen Sie weitere Beispiele?

    Vielen Dank im Voraus und für Ihren Artikel,
    M. Börnes

  2. Sehr geehrte Frau Dr. Bendig,

    in Ihrem Beitrag schreiben Sie, dass Rapsöl zu den ungesunden Fetten zählt. Mir und anderen wäre sehr geholfen, wenn Sie die Alternativen auch aufzählen würden. Gehören Olivenöl, Leinöl und … zu den gesunden Fetten?

    Mit freundlichen Grüßen
    Hartmut Keßler

    1. Olivenöl und Leinöl sind – wenn es sich um kaltgepresste Öle handelt – auf jeden Fall zu den gesunden Fetten zu zählen. Weitere gesunde Fette sind Butter von Weidetieren, Ghee (klarifizierte Butter), Kokosöl, Avocadoöl sowie tierische Fette wie Schmalz und Rindertalg, die von artgerecht aufgezogenen Tieren stammen.

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