Milch, Milchkanne

Sind Milchprodukte gut für Sie?

 

Wenn Sie bereits über 35 Jahre alt sind und immer noch mit Akne zu kämpfen haben, wird es vielleicht Zeit, auf Milch und Milchprodukte zu verzichten. Das Gleiche gilt auch für Leute, die unter Rosacea oder anderen Hauterkrankungen leiden sowie für alle, die häufig Blähungen oder Entzündungen der Nasennebenhöhlen haben.

Alle diese Symptome können ein Hinweis auf eine Milchunverträglichkeit sein. Ich gebe zu, ein Latte macchiato mit tollem Milchschaum oder auch der Auflauf mit der dicken Käseschicht sind super lecker, aber wenn Sie eine Milchunverträglichkeit haben, sollten Sie diese Nahrungsmittel mit milchfreien Alternativen zubereiten. Es bieten sich dafür so tolle Sachen an wie Kokos- oder Mandelmilch (bitte ohne Zusätze), Cashew Käse und als Butter Alternative Ghee.

Überraschend ist für die meisten Leute, dass eine Milchunverträglichkeit eine der häufigsten Nahrungsmittelunverträglichkeiten überhaupt ist.

Sehen wir uns doch mal an, welche Faktoren den Milchkonsum als problematisch erscheinen lassen.

 

Histaminfreisetzung durch in der Milch vorhandene opioidähnliche Substanzen

Bei der Verdauung von Milch (wie auch von Getreide) können sogenannte Exomorphine entstehen. Hierbei handelt es sich um Stoffe, die im Körper wie Morphine wirken. Bei der Milch entstehen diese Exomorphine aus dem Milcheiweiß Casein und werden auch als Casomorphine bezeichnet.

Unser Körper kann selbst Morphine herstellen – sogenannte Endomorphine – , die zum Beispiel als ursächlich für das bei Langstreckenläufern auftretende Runners High angesehen werden.

Morphine können aus Mastzellen Histamin freisetzen und so zu allergischen Reaktionen führen (1). Es gibt viele Menschen, die eine Histaminunverträglichkeit haben, und für die deshalb Milch und Milchprodukte nicht gerade empfehlenswert sind.

Nur mal so nebenbei: Das Casomorphin wird auch als Grund dafür angesehen, dass Milchprodukte – vor allem Käse – ein gewisses Suchtpotential haben (genauso wie das Gluteomorphin aus dem Getreide). Wenn Sie sich mal umhören, dann sind Käse und Brot zwei Nahrungsmittel, auf die die meisten Menschen nicht verzichten möchten.

Kuhmilch kann einen Typ I Diabetes verursachen

Es liegen Studien vor, die aufzeigen, dass der Typ I Diabetes, der ja eine Autoimmunerkrankung ist, durch das Milcheiweiß A1 β-Casein hervorgerufen werden kann (2). A1 β-Casein ist das Milcheiweiß, dass in der Milch der meisten Kühe vorkommt. Diese Milch enthält sowohl A1 β-Casein als auch A2 β-Casein. Dem A1 β-Casein wird angelastet, dass es häufig Magen-Darm Beschwerden und Probleme auf der kognitiven Ebene hervorruft (3). Das heißt Milch macht müde Männer womöglich nicht munter sondern nur noch müder.

Wenn Sie a1 β-Casein vermeiden möchten, so empfiehlt es sich auf die Milch von Guernsey- oder Jersey Kühen, Ziegen- oder Schafsmilch auszuweichen, da diese vor allem A2 β-Casein enthält.

Ischämische Herzerkrankung

Die ischämische Herzerkrankung ist einer Erkrankung, die durch Arterienverkalkung und Durchblutungsstörungen im Herzmuskel ausgelöst wird. Dabei kommt es in der Folge zu einer Unterversorgung des Herzens mit Sauerstoff, sodass wichtige Funktionen des Herz-Kreislaufes nicht mehr erfüllt werden können. Symptome sind dann eine Angina pectoris (Brustenge) oder ein Herzinfarkt.  Auch hier wird wieder das A1 β-Casein als Mitverursacher angesehen (4).

Autismus

Wie oben angeführt entstehen bei der Verstoffwechslung von Milch Morphine, und so überrascht es auch nicht wirklich, dass bei Kindern mit Autismus gezeigt werden konnte, dass A1 β-Casein, die Schwere der Symptome beeinflusst – natürlich zum Negativen (5). Deshalb wird häufig eine glutenfreie, caseinfreie Ernährung (GFCF Diät) empfohlen, die teilweise zu einer immensen Besserung der Symptomatik führt. Wer sich weiter für dieses Thema interessiert, dem empfehle ich das Buch GAPS – Wie Darm und Psyche sich beeinflussen von Natasha Campbell-McBride.

Akne und andere Hautirritationen

Wenn man einen Hautarzt fragt, ob Akne wohl irgendwie mit dem zusammenhängen könnte, was man isst, so wird die Antwort häufig sein: „Auf gar keinen Fall.“ Und doch zeigt sich, dass das Auftreten und der Schweregrad der Akne sehr wohl damit zusammenhängen, was Sie essen.

Vor allem Milchprodukte stehen hier ganz oben auf der Liste der Verdächtigen. Viele Studien zeigen auf, dass Personen, die eine Ernährung mit einer hohen Glykämischen Last haben (also eine sehr zuckerhaltige Ernährung), aber auch Menschen, die viel Milchprodukte konsumieren, sehr viel wahrscheinlicher unter Akne leiden werden. Man nimmt an, dass dieser Effekt durch den Insulin-like growth factor 1 (IGF-1) hervorgerufen werden (6).

IGF-1 ist ein Hormon, das überwiegend in der Leber, aber auch im Fettgewebe hergestellt wird. Es ist ein wesentlicher Faktor für die Steuerung des Zellwachstums. Es ist bekannt, dass IGF-1 in der Entstehung von Akne eine Rolle spielt.

Ich empfehle jedem, der unter Akne leidet, einfach mal 2 – 3 Wochen auf Milch und Milchprodukte zu verzichten und sich anzusehen, was dann passiert. Teilweise kommt es zu einem vollständigen Verschwinden der Akne. Und das ganz ohne den Einsatz von Antibiotika.

Krebserkrankungen

Einige Leute behaupten, dass IGF-1, das durch den Konsum von Milch und Milchprodukten erhöht wird, dazu führt, dass vermehrt Krebserkrankungen auftreten. Tatsächlich konnte dieser Zusammenhang nur für das Prostatakarzinom nachgewiesen werden (7). Trotzdem – für Männer mit einem hohen Milchkonsum gut zu wissen.

Bei Frauen scheint der vermehrte Konsum von Milchprodukten das Risiko für Eierstockkrebs zu erhöhen. In einer 2006 durchgeführten Studie, zeigte sich, dass der Konsum von mehr als 3 Portionen Milchprodukten zu vermehrtem Auftreten von Ovarialkarzinomen führte (8). Der Lactosegehalt der Milch wird hierbei als ursächlich angesehen. Da fettarme Milch und Milchprodukte einen höheren Lactosegehalt haben, sollte man sie also besser meiden (das sollte man natürlich sowieso). 1 Portion eines Milchprodukts entspricht übrigens 250 ml Milch, 1 Scheibe Käse, 150 g Joghurt,  Quark oder 2 Esslöffeln Frischkäse etc.

Gibt es eigentlich einen Grund, Milch und Milchprodukte zu essen?

Den gibt es unbedingt – und sogar gleich mehrere. Sie sollten aber vorher unbedingt sicherstellen, dass Sie nicht zu den Menschen mit einer Milchunverträglichkeit (und das ist keine Lactoseintoleranz) gehören.

Metabolisches Syndrom

Wie mehrere Untersuchungen zeigen kann durch einen höheren Konsum von Milch und Milchprodukten das metabolische Syndrom (abdominelle Fettleibigkeit, Bluthochdruck, veränderte Blutfettwerte und Insulinresistenz) günstig beeinflusst werden (9).

Gewichtsabnahme und Körperzusammensetzung

Studien zur Gewichtsabnahme belegen, dass der Konsum von Milchprodukten im Rahmen einer kalorienreduzierten Diät zu einem deutlicheren Gewichtsverlust und einer besseren Körperzusammensetzung führt (10). Das heißt es wird mehr Fettgewebe abgebaut und Muskelmasse aufgebaut. Dieser Effekt bestand jedoch bei unlimitierter Kalorienzufuhr nicht mehr.

Nährstofflieferant

Bei Milch ist der erste Gedanke immer: hoher Calciumgehalt, gut für die Knochen. Das ist zweifelsohne richtig, aber der Calciumbedarf könnte sicherlich auch über grünes Gemüse gedeckt werden. Milch hat aber auch eine ganze Reihe anderer Nährstoffe zu bieten. Beispielhaft in der folgenden Tabelle einmal die Nährstoffe, die in 100 g Hartkäse enthalten sind.

 

Fazit:

 

Wenn Sie nicht von einer Milchunverträglichkeit betroffen sind, gibt es eigentlich keinen Grund, auf Milch oder Milchprodukte zu verzichten. Achten Sie nur darauf, dass Sie keine konventionell erzeugten Produkte kaufen, da diese Schadstoffeβ enthalten können (Toxine werden im Fett gespeichert) und das Fettsäureprofil zu Gunsten der Omega 6 Fettsäuren verschoben ist. Diese wirken entzündungsfördernd. Bei artgerecht gehaltenen Tieren überwiegen hingegen die Omega 3 Fettsäuren, welche entzündungshemmend wirken.

Außerdem: Vergessen Sie fettreduzierte Milch und Milchprodukte. Durch ihren höheren Zuckergehalt führen diese eher zur Gewichtszunahme. Zu H-Milch möchte ich mich eigentlich gar nicht äußern. Die ist nur noch gruselig. Das einzige, was daran noch lebt, sind die Bakterien auf der Verpackungsaußenseite. Also – Hände weg!

 

(1) Histamine-releasing and allergenic properties of opioid analgesic drugs: resolving the two. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22417016

(2) A1 beta-casein milk protein and other environmental pre-disposing factors for type 1 diabetes. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28504710

(3)Effects of milk containing only A2 beta casein versus milk containing both A1 and A2 beta casein proteins on gastrointestinal physiology, symptoms of discomfort, and cognitive behavior of people with self-reported intolerance to traditional cows‘ milk. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27039383

(4) Ischaemic heart disease, Type 1 diabetes, and cow milk A1 beta-casein. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12601419

(5) Health implications of milk containing beta-casein with the A2 genetic variant.  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16403684

(6) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3013591/

(7) Dairy products intake and cancer mortality risk: a meta-analysis of 11 population-based cohort studies. https://nutritionj.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12937-016-0210-9

(8) Dairy products and ovarian cancer: a pooled analysis of 12 cohort studies.  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16492930

(9) Dairy products consumption and incident metabolic syndrome https://www.cambridge.org/core/journals/british-journal-of-nutrition/article/dairy-products-consumption-and-incident-metabolic-syndrome/215CCEF3FAD339E76E0E4A95F6A6C48B

(10) Effect of dairy consumption on weight and body composition in adults: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled clinical trials. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22249225