Wie Bauchfett Ihr Krebsrisiko erhöht

Man weiß schon seit längerer Zeit, dass Fettleibigkeit das Krebsrisiko erhöht, bisher war aber nicht bekannt, welche Faktoren ursächlich für diesen Zusammenhang sind.
Im August erschien jetzt eine Studie der Michigan State University in der Zeitschrift Oncogene, die aufzeigt, dass ein Protein, das aus dem Fettgewebe freigesetzt wird, die Ursache dafür ist, dass sich aus einer normalen Zelle eine Krebszelle entwickelt. Die Untersuchung fand auch Hinweise darauf, dass tiefere Schichten von abdominellem Fett (Bauchfett) eher als Verursacher dieser Umwandlung gesehen werden müssen als Fettgewebe, das sich unter der Haut befindet (subkutanes Fett).

Jamie Bernard, Dozentin für Pharmakologie und Toxikologie und Hauptautor der Studie erklärt hierzu: „Obwohl es einige Fortschritte in der Behandlung von Krebserkrankungen gegeben hat, die zu einer Verbesserung der Lebensqualität geführt haben, steigt die Zahl der Neuerkrankungen ständig. Es ist wichtig, dass wir die Ursachen verstehen, damit wir durch Ernährungsumstellungen oder therapeutische Interventionen die Anzahl von Krebsfällen reduzieren können.“

Fett ist nicht gleich Fett

Amerika ist uns bei der Anzahl der Fettleibigen (BMI > 30) noch etwas voraus. Dort ist jeder Dritte adipös, während bei uns jeder Vierte betroffen ist. Adipositas wird mit verschiedenen Krebserkrankungen in Zusammenhang gebracht, unter anderem Brust-, Darm-, Prostata-, Gebärmutter- und Nierenkrebs. Bernard führt jedoch an, dass einfach die Tatsache, dass jemand übergewichtig ist, nichts über sein Risiko an Krebs zu erkranken aussagt.
„Unsere Studie spricht dafür, dass der BMI nicht der beste Indikator ist. Besser eignet sich das Bauchfett und hier ganz spezifisch die Konzentration eines Proteins namens Fibroblast Growth Factor -2 (Fibroblasten-Wachstumsfaktor), die ein wesentlich besserer Indikator für das Risiko einer Zelle zu entarten darstellt.

 

Beim Bauchfett gibt es zwei unterschiedliche Schichten. Zum einen die obere Schicht, die als Subkutanfett bezeichnet wird, und die direkt unter der Haut liegt, zum anderen die Schicht, die unter dem Subkutanfett liegt, das sogenannte viszerale Fett. Dieses wurde in der Studie als der gefährliche Anteil identifiziert.

Das Studiendesign

Es handelt sich um eine Tierversuchsstudie, in der Mäusen eine fettreiche Diät gefüttert wurde. Dann wurde untersucht, wie sich die beiden unterschiedlichen Fettschichten verhalten. Es zeigte sich, dass das viszerale Fett deutlich größere Mengen an Fibroblast Growth Factor-2 (FGF2) produzierte als das subkutane Fett. Außerdem fanden die Untersucher heraus, dass das FGF2 bestimmte Zellen stimulierte, die sich bereits als anfällig für das Protein gezeigt hatten. Diese Zellen entwickelten sich zu Tumorzellen.

Es wurde auch viszerales Fettgewebe von Frauen untersucht, bei denen eine Gebärmutterentfernung vorgenommen wurde. Dabei fand man heraus, dass diese Fettzelllen – wenn sie eine hohe Sekretionsrate von FGF2 aufwiesen – eher zur Krebsentstehung beitrugen, wenn sie Mäusen transplantiert wurden.

Die Untersucher gehen davon aus, dass dieses Ergebnis zeigt, dass Fettzellen sowohl von Menschen als auch von Mäusen dazu führen können, dass eine normale Zelle sich in eine Krebszelle verwandelt.

Bernard erklärte außerdem, dass es noch einige andere Faktoren gibt, die aus dem Fettgewebe freigesetzt werden und das Krebsrisiko erhöhen können – wie zum Beispiel das Hormon Östrogen. Allerdings konnten bisher viele der durchgeführten Studien nur einen Zusammenhang, aber keine Ursächlichkeit aufzeigen. Bei einigen Krebsarten spielen zudem genetische Ursachen eine Rolle.

Sicherlich treffen manchmal auch ungünstige Zufälle aufeinander, aber insgesamt ist Bernard überzeugt, dass „die Leute die Chancen zu ihrem Vorteil verschieben können, wenn sie bessere Entscheidungen in Bezug auf ihre Ernährung und sportliche Betätigung treffen und auf schädliche Gewohnheiten wie Rauchen verzichten.

Bernard und ihr Team suchen nun nach neuen anti-Krebs Substanzen, die die Effekte von FGF2 unterbinden. Meiner Meinung nach ist das ein deutlich besserer Ansatz als der Versuch, durch Genmanipulationen Krebs zu heilen.

 

(1) Fibroblast growth factor receptor is a mechanistic link between visceral adiposity and cancer. http://www.nature.com/onc/journal/vaop/ncurrent/full/onc2017278a.html?foxtrotcallback=true