Duftstoffe

Das riecht ja gefährlich frisch – warum Sie partümierte Produkte meiden sollten

Die meisten von uns nutzen gerne parfümierte Produkte wie Haushaltsreiniger, Weichspüler, Lufterfrischer oder Duftkerzen. Im Fall von Reinigern, weil sie so schön frisch und sauber riechen, bei den Duftkerzen ist es mehr der heimelige Effekt an kalten Winterabenden.

Was nur wenige bedenken, ist, dass der Duft, den diese Produkte verbreiten, meist einen höchst synthetischen Ursprung hat.

Was steckt wirklich in Reinigern?

Eine Untersuchung einiger parfümierter Verbrauchsgüter ergab, dass die Produkte mehr als 100 flüchtige organische Substanzen (VOCs) abgaben. Darunter fanden sich einige, die als giftig oder gefährlich eingestuft werden (1). Auch Produkte, die als „grün“, „natürlich“ oder „bio“ angepriesen wurden, enthielten nicht weniger VOCs als die konventionellen Produkte.

Per Dampfraum-Analyse Gaschromatographie und Massenspektrometrie wurden 25 Lufterfrischer, Waschmittel, Körperpflegeprodukte  und Reiniger getestet.

Gefunden wurden hunderte Chemikalien, von denen einige – wie zum Beispiel Limonene (Zitrusduft) – mit in der Umgebungsluft vorhandenem Ozon gefährliche sekundäre Schadstoffe bilden, so unter anderem auch Formaldehyd (2). Es wurden 133 verschiedene VOCs gefunden. Am häufigsten traten Limonene, α- und β Pinene (Pinienduft), Ethanol und Aceton auf.

Durchschnittlich wurden 17 VOCs abgegeben. Jedes Produkt emittierte zwischen 1 – 8 giftige oder gefährliche Chemikalien, und fast die Hälfte (44%) bildete mindesten einen von 24 gefährlichen Luftschadstoffen wie Acetaldehyd, 1,4-Dioxan, Formaldehyd oder Methylenchlorid. Laut der US Environmental Protection Agency gibt es für diese gefährlichen Luftschadstoffe keinen sicheren Grenzwert (3).

Von den vorhandenen 133 VOCs, die gefunden wurden, wurde nur Ethanol auf dem Etikett ausgewiesen (bei 2 Produkten), und nur Ethanol und 2-Butoxyethanol erschienen auf dem Datenblatt zur Materialsicherheit (bei 5 bzw. 1 Produkt).

Laut Bundesumweltamt besteht in Deutschland folgende Kennzeichnungspflicht (4):

Wasch- und Reinigungsmittel fallen seit 2005 unter die EU-Detergenzienverordnung 648/2004 EG. Danach sind den Erzeugnissen beigefügte Duftstoffe als solche kenntlich zu machen. Bei den 26 als besonders häufig Allergie auslösend eingestuften Duftstoffen sind ab einer Konzentration von 0,01 Prozent die Namen anzugeben.

Die Inhaltsstoffe vieler anderer Produkte, zum Beispiel zur Raumbeduftung, müssen die Hersteller überhaupt nicht aufführen, falls die Inhaltsstoffe nicht unter die Gefahrstoffverordnung fallen.

Importierte duftstoffhaltige Waren aus Staaten außerhalb der EU unterliegen bei der Produktion den Bestimmungen des Herkunftslandes, wo die gesundheitlichen und ökologischen Anforderungen oft geringer sind. Eine nachträgliche Untersuchung dieser Waren ist schwierig.

Das Problem ist aber natürlich, dass diese Substanzen nicht nur in einem Reiniger oder einer Seife vorkommen, sondern in einer Vielzahl von Produkten. Genauso benutzen Sie nicht nur morgens einmal die Seife zum Händewaschen, sondern kommen jeden Tag ständig mit parfümierten Stoffen in Kontakt. Und selbstverständlich haben die VOCs einen kumulativen Effekt.

In einer Umfrage in amerikanischen Haushalten (5) berichteten 19 % der
Befragten, dass sie Gesundheitsprobleme haben, die sie mit der Verwendung von Lufterfrischern in Zusammenhang bringen. Fast 11 % berichteten von Irritationen, die sie auf parfümierte Waschmittel zurückführten.

Claudia Miller, Allergologin und Immunologin an der Universität von Texas in San Antonio, ist Expertin für chemische Unverträglichkeiten und giftstoffinduzierten Toleranzverlust. Sie hat den Quick Environmental Exposure and Sensitivity Inventory entwickelt, ein Screening-Tool, das chemische Intoleranzen aufdecken kann. Sie erklärt, dass Produkte, die Innenräume frisch halten sollen, dazu führen können, dass bei anfälligen Individuen eine lebenslange chemisch hervorgerufene Erkrankung auftreten kann. Außerdem weist sie darauf hin, dass der wiederholte Kontakt zu kleinen Mengen an Haushaltschemikalien dazu führen kann, dass Symptome bei bisher tolerierten Chemikalien auftreten können (7)

Fazit:

Überlegen Sie sich, ob Sie nicht Ihre Reiniger gegen wirklich natürliche Alternativen austauschen können/wollen. Hier ergibt sich ein ganzes Feld für Backpulver, Essig und ätherische Öle. Das Internet ist voll von Rezepten für Reiniger, Waschmittel und Körperpflegemittel.

 

Duftstoffe in der Raumluft

Die BBC veröffentlichte im letzten Jahr eine Untersuchung zum Schadstoffgehalt in der Raumluft (8). In 6 Haushalten in York wurden 5 Tage lang Luftproben genommen. Gleichzeitig führten die Bewohner über die von ihnen verwendeten Haushaltsprodukte Buch.

Auch die Formaldehydkonzentration wurde in 3 der 6 Haushalte getestet. Das Labor kam zu dem Ergebnis, dass aus je zwei Molekülen Limonene ein Molekül Formaldehyd gebildet wird. Wie oben schon ausgeführt, entsteht das Formaldehyd bei der Reaktion von Duftstoffen (besonders Limonene) mit Ozon. Es ist ein Karzinogen (krebserregender Stoff) und kann Hautirritationen und Atemprobleme hervorrufen.

Was bei der Untersuchung herauskam

 (Quelle: BBC-News)
Der Limonenegehalt in der Raumluft war proportional zur Menge an parfümierten Reinigungsmitteln und Duftkerzen, die in einem Haushalt verwendet wurden. Nicht aufgezeigt sind die Werte für Formaldehyd. Diese korrelierten mit den Werten für Limonene.

Welche Auswirkung haben Pflanzen

 Nun wurde das Experiment weitergeführt und in jeden Haushalt für vier Wochen je vier Pflanzen gestellt. Die Untersuchung wurde im November durchgeführt. Das brachte es mit sich, dass die Haushalte Fenster und Türen meist verschlossen hielten und mehr Duftkerzen benutzten. Hiermit wird erklärt, dass es zu einem Anstieg der Limonene Konzentration in den Haushalten kam.

Interessanterweise stieg die Formaldehydbelastung nicht proportional an.

(Quelle: BBC-News)

Die Formaldehydkonzentration fiel sogar in allen drei Haushalten (im Gegensatz zur ansteigenden Limonenekonzentration) während die Pflanzen sich im Haus befanden. Zugegebenermaßen ist es nur eine kleine Stichprobe, aber das Ergebnis ist überzeugend.

Fazit:

Am besten ist es auf synthetische Duftkerzen zu verzichten. Für den Fall, dass Sie sich dazu nicht durchringen können, sollten Sie über die Anschaffung von Zimmerpflanzen nachdenken.

Pflanzen sorgen für gute Raumluft

Die folgenden Pflanzen sind die Top 9 in der Absorption von Formaldehyd:

  • Osmunda japonica (Japanischer Königsfarn)
  • Selaginella tamariscina
  • Davallia mariesii (Hasenfußfarn)
  • Polypodium formosanum (Tüpfelfarn)
  • Psidium guajava (Echte Guave)
  • Lavandula spp (Lavendel)
  • Pteris dispar
  • Pteris multifida (Spinnenfarn)
  • Pelagonium spp. (Geranie)

Natürlich besteht der beste Schutz vor giftigen/gefährlichen Substanzen in einem Verzicht auf die Produkte, die diese Chemikalien enthalten.

Nur als weitere Überlegung: Fragrance beziehungsweise Parfum kommt in vielen Körperpflegeprodukten vor und unterliegt keiner weiteren Deklarationspflicht, da es sich meist um geschützte Informationen handelt. Im schlimmsten Fall umfasst dieser Begriff 100 verschiedene chemische Substanzen. Fragen Sie sich mal wie viele Giftstoffe Sie alltäglich auf Ihrem Körper verteilen.

Erschreckend, oder?

 

(1) Fragranced consumer products: Chemicals emitted, ingredients unlisted.  http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0195925510001125

(2)Walser ML, et al. Photochemical aging of secondary organic aerosol particles generated from the oxidation of d-limonene. J Phys Chem A. 2007;111(10):1907–1913. PMID:17311364.  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17311364

(3) https://www.epa.gov/osa/basic-information-about-risk-assessment-guidelines-development

(4) http://www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/umwelteinfluesse-auf-den-menschen/chemische-stoffe/duftstoffe

(5) Prevalence of fragrance sensitivity in the American population.  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19326669

(6) The Environmental Exposure and Sensitivity Inventory (EESI): a standardized approach for measuring chemical intolerances for research and clinical applications.  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10416289

(7) The compelling anomaly of chemical intolerance.  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12000012

(8) http://www.bbc.co.uk/programmes/articles/58KFJzpJb2kyLtDPhhHqnbQ/are-perfumed-products-bad-for-me