Paleo Diät

Die Paleo-Diät – Nur eine Modeerscheinung?

 

Das ist jedenfalls das, was uns die Medien und Konzerne, die gut an unserem Konsumverhalten verdienen, weis machen wollen. In einem Ranking der besten 38 Diäten schneidet die Paleo-Diät als vorletzte ab (1). Den letzten Platz belegt die Whole 30 Diät, die mit der Paleo-Diät verwandt ist, aber noch striktere Vorgaben hat. Und wow: Der Biggest Loser ist auf Platz 11 – eine Diät, bei der die Leute fast verhungern und sich einem massiven Drill unterziehen müssen und bei der nach 3 Jahren fast alle mindestens ihr Ausgangsgewicht wieder auf den Rippen haben. Klingt gut. Noch besser sind die Weight Watchers, die es auf Platz 4 geschafft haben. Wieviel Gehirnwäsche muss man sich unterzogen haben, um tatsächlich zu glauben, dass Süßigkeiten Bestandteil einer Abnehmstrategie sein können, wenn man nur die richtigen Punkte einträgt? Da es viele Menschen gibt, die diesen Wahnsinn immer wieder mitmachen und immer wieder den Zyklus von Diät und Zunehmen durchlaufen, muss diese Geschäftsidee aber wohl aufgehen. Für die Betreiber ist es eine wahre Goldgrube. Vielen ist die Paleo-Diät ja zu restriktiv, deshalb haben es die Veganer auf Platz 21 geschafft (hören Sie da Sarkasmus raus? So war das auch gemeint!).

Aber kommen wir zur Paleo-Diät zurück. Das ist doch diese Diät, wo die Leute Unmengen Speck und anderes Fleisch essen, oder? Überraschung: Nein, ist sie nicht. Es gibt zwar einige Blogger, die diese Meinung vertreten, aber die schreiben nicht über die Paleo-Diät. Es ist die Ernährung, bei der vor allem viel Gemüse gegessen wird. Ja, das ist richtig. Ich gehe jede Wette ein, dass ich deutlich mehr Gemüse esse als die meisten Menschen, die sich Vegetarier nennen. Was die Paleo-Diät ausmacht ist einfach eine Rückkehr zur Ernährungsweise unserer Vorfahren – einer Ernährung, die die Menschheit seit ca. 2 Millionen Jahre gehabt hat, verglichen mit den 10.000 Jahren, die Menschen Ackerbau und Viehzucht betrieben haben und in denen begonnen wurde, größere Mengen Getreide zu essen. Es handelt sich also mitnichten um eine Modeerscheinung, sondern um unsere ganz normale Ernährung, auf die unsere Gene (die immer noch zu 97 % mit denen unserer paleolithischen Vorfahren übereinstimmen) eingestellt sind.

Archäologen haben herausgefunden, dass sich der Gesundheitszustand der Menschen mit Einführung von Getreide in die Ernährung verschlechtert hat. Die Menschen wurden deutlich kleiner (2)(3) und es traten Löcher in den Zähnen auf, was bei Jägern und Sammlern fast nicht vorkam (4). Heutzutage, wo wir Getreide in bisher ungeahnten Mengen essen, läuft unser Gesundheitszustand immer mehr aus dem Ruder: Diabetes, Bluthochdruck, Fettleibigkeit, Demenz, Depressionen, Zahnverfall und die Liste geht immer weiter. Es ist wirklich höchste Zeit, dass wir überdenken, was wir unserem Körper noch zumuten können.

Was nun macht die Paleo-Diät tatsächlich aus? Der große Brocken, der für die meisten schwer zu verdauen ist (das ist durchaus als Wortspiel gemeint), ist der Verzicht auf alle Getreide. Dies ist nicht nur wegen ihres Glutengehalts eine gute Idee, sondern auch weil Getreide viele Stoffe enthalten, die einer normalen Verdauung sehr abträglich sind (5).

Schwer geschluckt wird von den Meisten auch der Verzicht auf Milch und Milchprodukte. Hier empfiehlt sich immerhin ein zeitweiser Verzicht, um festzustellen, ob Sie persönlich ein Problem mit dieser Nahrungsmittelgruppe haben.

Weiterhin wird bei der Paleo-Diät auf Hülsenfrüchte verzichtet. Dies zum einen weil sie ebenfalls Stoffe enthalten, die die Aufnahme von Nährstoffen behindern können, zum anderen aber auch, weil sie nicht so nährstoffreich sind wie andere Nahrungsmittelgruppen, die im Zuge der Paleo-Diät gegessen werden (z.B. Innereien, Gemüse).

Ein ganz dickes NEIN! steht natürlich vor Zucker. Und das heißt nicht nur Tafelzucker, sondern auch Honig, Agavendicksaft, Trockenfrüchte etc. und künstliche Süßstoffe. Unsere paleolithischen Vorfahren hatten eine Ernährung, die nur einen moderaten Anteil Kohlenhydrate beinhaltete (selbstverständlich gab es Unterschiede im Kohlenhydratanteil abhängig von der Gegend, in der sie lebten). Und ja, sie haben auch sicher mal Honig gegessen, aber doch nicht in den Mengen wie wir das heute tun (haben sie schon mal versucht, Bienen ihren Honig abzunehmen? Gar nicht so einfach!). Aber trösten Sie sich, es dauert nur ein paar Tage und Ihre Geschmacksknospen haben sich umgewöhnt. Sie glauben gar nicht, wie süß auf einmal ein Apfel schmeckt.

Man muss es eigentlich fast nicht sagen, aber natürlich kommen in der Paleo-Diät keine industriell gefertigten Nahrungsmittel vor (oder können Sie sich einen Steinzeitmenschen bei ALDI vorstellen?). Das heißt die ganzen Convenience Lebensmittel sind out. Es darf wieder selbst gekocht werden!

Ganz wichtig sind gesunde Fette. Hier wird für die meisten von Ihnen ein Umdenken erforderlich sein, denn die gesunden Fette sind gerade nicht diejenigen, die uns als so wahnsinnig herzgesund angepriesen werden. Ich spreche hier natürlich vom guten Rapsöl und den anderen Pflanzenölen. Tun Sie sich einen Gefallen, und lassen Sie diese Öle im Supermarkt.   Kaufen Sie stattdessen natives Olivenöl, natives Kokosöl, Butter von Weidekühen (ja, die mit den gesättigten Fettsäuren) oder Ghee, und geben Sie ihren Mahlzeiten mit diesen Fetten wieder richtigen Geschmack. Wir haben ganz vergessen, dass Gemüse mit Butter eine wahre Delikatesse sein kann.

Warum sollten Sie sich überlegen, diese Ernährungsform zu verfolgen? Schließlich sind Höhlenmenschen doch nur 30 Jahre alt geworden. Tatsächlich war die Lebenserwartung in paleolithischen Zeiten 35,4 Jahre (für Männer), man muss aber verstehen, dass die Lebenserwartung eines Volkes extrem nach unten geht, wenn eine hohe Säuglings- und Kindersterblichkeit vorherrscht. Dies war in der Steinzeit sicher der Fall (dort wurden Frühgeborene nicht auf Säuglingsintensivstationen aufgepäppelt). Die Menschen starben, weil sie von Tieren angegriffen wurden, weil sie Verletzungen oder Infektionen hatten. Sie starben nicht, weil sie chronische Krankheiten hatten, mit denen ihr Körper nicht mehr fertig werden konnte. Wie aus diesen Erklärungen folgt, sind Steinzeitmenschen auch nicht spätestens mit 35 Jahren gestorben, im Gegenteil gibt es Hinweise dafür, dass sie durchaus ein Alter von 60 – 70 Jahren erreichen konnten, wenn sie die oben genannten Gefahren überstanden. Im Gegensatz zu unseren Senioren, waren sie dann aber nicht krank und fragil sondern durchaus in der Lage, ihren Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten. Man kann dies heute noch in Jäger und Sammler-Gesellschaften sehen.

Es gibt inzwischen viele Untersuchungen, die zeigen, dass die Paleo-Diät positive Auswirkungen auf unsere „Zivilisationskrankheiten“ hat. Es konnte nachgewiesen werden, dass sie einen Typ II Diabetes und das Metabolische Syndrom verbessern kann (6). Desweiteren senkt sie den Blutdruck und verbessert die Blutfette (7). Selbst Multiple Sklerose konnte mit einer Paleo-Diät in Remission gebracht werden. Bekannt geworden ist hier Dr. Terry Wahls, die an Multipler Sklerose erkrankt bereits im Rollstuhl saß, und die inzwischen ihre Krankheit soweit unter Kontrolle hat, dass sie wieder Fahrradfahren kann (8).

Wie Sie leicht sehen können, wird eine Paleo-Diät für die meisten Menschen Verbesserungen bringen. Sie haben Ihre Gesundheit in der Hand! Mein Vorschlag: Probieren Sie es einmal 30 Tage lang aus. Das ist eine überschaubare Zeit, aber lang genug, damit Sie tatsächlich schon Unterschiede in Ihrem Wohlbefinden bemerken werden.

Eine letzte Bemerkung noch: Ich habe über die Paleo-Diät geschrieben, aber eigentlich beinhaltet die Paleo-Philosophie nicht nur die Ernährung, sondern einen ganzen Lebensstil. Die weiteren Pfeiler, auf die das Augenmerk gerichtet ist sind: Schlaf, Stressabbau, Bewegung und Sport. Und auch diese werden – Sie haben es schon geahnt – an die Lebensumstände unserer paleolithischen Vorfahren angepasst.

 

(1)http://news.health.com/2016/01/05/38-popular-diets-ranked-from-best-to-worst/

(2)https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17003019

(3)http://beyondveg.com/nicholson-w/angel-1984/angel-1984-1a.shtml

(4)Weston A. Price „Nutrition and Physical Degeneration“

(5)https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3705319/

(6)https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2787021/

(7)http://universityhealthnews.com/daily/heart-health/paleo-diet-benefits-include-improved-cholesterol-triglycerides-blood-pressure-and-insulin-levels-after-only-10-days/

(8)http://www.mindbodygreen.com/0-12809/how-i-beat-progressive-ms-with-a-paleo-diet-functional-medicine.html